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Mehr Sicherheit beim Motorradfahren

Automatische Notbremssysteme am Motorrad könnten die Sicherheit von motorisierten Zweirädern erhöhen, doch müssen zuvor die Grenzen von Fahrdynamik und Beherrschbarkeit durch die Fahrer erforscht werden. Im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) wurden verschiedene technische Möglichkeiten der Bremsassistenz auf ihre Tauglichkeit untersucht. Die deutliche Verkürzung der Bremswege und eine große Akzeptanz in Probandenversuchen sprechen generell für einen Einsatz von Notbremssystemen bei Motorrädern. Es besteht jedoch weiterer Forschungsbedarf, um das mögliche Einsatzspektrum im realen Straßenverkehr zu ermitteln.

Das Bild zeigt einen dynamischen Motorrad-Simulator vor einer rundgebogenen Leinwand auf die eine Straße projiziert ist Blick in den dynamischen Motorrad-Simulator des Würzburger Instituts für Verkehrswissenschaften (Quelle: WIVW GmbH)

Aufgabenstellung

Motorradfahrer gehören zwar zu den besonders gefährdeten Verkehrsteilnehmern, doch bleibt die Ausrüstung von Motorrädern mit Assistenzsystemen hinter der von Zweispurfahrzeugen zurück. Im Gegensatz zu ABS und Traktionskontrolle werden Systeme wie die automatische Notbremse nicht im Zweiradbereich eingesetzt. Grund dafür ist die durch instabiles Systemverhalten geprägte motorradspezifische Fahrdynamik, die besondere Herausforderungen für die Umsetzung derartiger Systeme bedeutet. Im Auftrag der BASt untersuchte das Fachgebiet Fahrzeugtechnik an der TU Darmstadt deshalb die Grenzen, innerhalb derer ein Einsatz von Notbremssystemen im Motorrad möglich ist. Neben den fahrdynamischen Grenzen zählen hierzu auch Beschränkungen, welche die Fahrer der Anwendbarkeit setzen: Auch im Fall des Eingriffs eines Notbremssystems müssen die Fahrzeuglenker in der Lage sein, eine möglicherweise zum Sturz führende Destabilisierung des Fahrzeugs zu vermeiden.

Untersuchungsmethode

Zunächst wurde in einer Expertenstudie ermittelt, welche Verzögerungen Normalfahrern grundsätzlich zugemutet werden könnten. Unterstützt wurde diese von Fahrlehrern und -trainern, die geübt darin sind, die Fähigkeiten ungeübter Fahrer einzuschätzen. Mit der Kenntnis, mit welchen Verzögerungen Normalfahrer umgehen könnten, wurde anschließend eine Probandenstudie durchgeführt. In diesem Rahmen wurde untersucht, inwiefern verschiedene Arten von Eingriffen geeignet sind, die Fahrer in einer Notbremssituation zu unterstützen. Besonderes Augenmerk wurde darauf gelegt herauszufinden, welche Verbesserung damit im Vergleich zu durch die Fahrer selbst durchgeführten Notbremsmanövern erzielt wurden. Die Realfahrversuche mit Probanden fanden ausschließlich in Geradeausfahrt mit voller Konzentration auf die Fahraufgabe statt. Um zu untersuchen, wie sich Notbremsmanöver in anderen Situationen auswirken, wurde zusätzlich eine Studie auf dem dynamischen Motorrad-Fahrsimulator des Würzburger Instituts für Verkehrswissenschaften (WIVW) durchgeführt. Dort wurde zudem der Einfluss von Warnelementen untersucht.

Ergebnisse

Die Studien belegen, dass durch den Einsatz geeigneter automatischer Bremseingriffe für die untersuchten Geschwindigkeitsbereiche bis 70 km/h bereits nahezu die Hälfte der Ausgangsgeschwindigkeit abgebaut werden kann, bevor die Fahrer selbst überhaupt eingreifen. Im Rahmen der Expertenstudie wurde festgestellt, dass Normalfahrern auch vor Erreichen des bremsbereiten Zustands Verzögerungen von bis zu 5 m/s2 zugemutet werden können. Die Probandenversuche in der Realfahrt ergaben, dass die sogenannte Blockbremsung, also eine Bremsung mit konstanter Verzögerung, unter den untersuchten Eingriffen die größte Effektivität und Wirksamkeit zeigt. Gleichzeitig wird sie in der subjektiven Bewertung der Probanden als die am besten zu handhabende Version eingestuft. Daraus ergibt sich, dass die Blockbremsung als vorbereitende Teilbremsung für zukünftige Entwicklungen im Bereich der automatischen Notbremsassistenz für Motorräder als die vielversprechendste Option eingeschätzt wird.

Die Simulatorstudien zeigten, dass auch bei kritischen Szenarien mit Ablenkung, Ein- oder Freihandfahrt grundsätzlich kein Kontrollverlust im Sinne von Stürzen auftritt. Anhand der Fahrdynamikdaten der Simulationsstudie wird jedoch ersichtlich, dass insbesondere bei Einhandbedienung die Querdynamik negativ beeinflusst werden kann. Die Vergleichsversuche für automatische Bremseingriffe mit und ohne Warnung zeigen eindeutig, dass durch eine vorherige Warnung die Effizienz der Eingriffe verbessert wird. Eingriffe mit vorheriger Warnung wurden zudem von den Befragten favorisiert.

Folgerungen

Die Ergebnisse der durchgeführten Studien zeigen auf, dass das Potenzial automatischer Notbremssysteme für Motorräder gegenüber zweispurigen Fahrzeugen nicht wesentlich eingeschränkt ist. Auch die subjektive Akzeptanz erbrachte in den Realfahrversuchen sowie im Rahmen der Simulatorstudien positive Bewertungen. Im Rahmen zukünftiger Forschung sollten Parameter wie die Fahrzeuggeometrie und die Fahrsituation variiert werden, um die Auswirkungen auf die Zumutbarkeitsgrenzen zu untersuchen. Darüber hinaus sollten Untersuchungen zu Fahrerwarnungen vor automatischen Bremseingriffen durchgeführt werden, um eine ideale Warnstrategie zu entwickeln.

  • Kontakt

    Bundesanstalt für Straßenwesen
    Brüderstraße 53
    51427 Bergisch Gladbach
    Info-Service
    Telefon: 02204 43-9101
    Fax: 02204 43-2550
    info@bast.de

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