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Dritter Kinderunfallatlas der BASt: Regionalisierte Unfalldaten von 2015 bis 2019

Die Anzahl von Kindern, die bei einem schweren Verkehrsunfall zu Schaden kommen, ist insgesamt rückläufig. Doch es zeigen sich Unterschiede auf regionaler Ebene sowie in Abhängigkeit von der Verkehrsbeteiligungsart. Der aktuell von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) veröffentlichte Kinderunfallatlas basiert auf den Daten zum Unfallgeschehen der Jahre 2015 bis 2019. Die gegenüber den beiden vorherigen Veröffentlichungen nochmals vertiefte Analyse der Unfälle von Kindern bis zu 14 Jahren wurde bis auf Kreis- und Gemeindeebene aufgeschlüsselt.

Das Collage zeigt zwei Kinder zu Fuß auf dem Schulweg, ein Mädchen mit Schulranzen, das eine Autotür öffnet, ein Junge mit Schulranzen auf dem Fahrrad. Im Kinderunfallatlas werden regionalisierte Unfall- und Mobilitätsdaten von Kindern als Fußgänger, Radfahrer und Pkw-Insassen dargestellt (Bilder von links: photophonie/adobe.stock.com; Alinute/adobe.stock.com; Irina Schmidt/adobe.stock.com)

Aufgabenstellung

Die Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert. Eine genaue Lokalisierung der Unfälle, an denen Kinder beteiligt waren, offenbart jedoch regionale Unterschiede. Die BASt untersuchte deshalb die räumliche Verkehrsunfallsituation von Kindern im Alter von 0 bis 14 Jahren, die als Fußgänger, Radfahrer oder Pkw-Insassen verunglückt sind. Nach den beiden vorherigen Veröffentlichungen zu den Zeiträumen 2001–2005 sowie 2006–2010 bezieht sich der dritte Kinderunfallatlas auf die Zeitspanne von 2015–2019.

Untersuchungsmethode

Für die Untersuchung wurden die zentralen Unfall- und Mobilitätskenngrößen von verunfallten Kindern nach den Vergleichsebenen Bund, Bundesländer, Kreise/kreisfreie Städte und Gemeinden aufbereitet und kartografisch visualisiert. Neben den Kenngrößen „Verunglücktenbelastung“ und „Veränderungsrate der Verunglücktenbelastung“ wurden erstmalig auch regionalisierte Daten zur Verkehrsleistung und somit auch zur Verunglücktenrate identifiziert. Als weitere grundlegende Neuerung gegenüber den vorherigen Ausgaben wurde den Gemeindeanalysen die Regionalstatistische Raumtypologie (RegioStaR 7) des BMVI von 2018 zugrunde gelegt. Auf Bundesländer- und Kreisebene erfolgte zudem eine Schwerpunktsetzung auf Kinderunfälle mit schwerem Personenschaden. Singuläre Großunfallereignisse wurden tabellarisch ausgewiesen und touristische Schwerpunktgebiete kartografisch dargestellt. Zur Interpretation der Unfall- und Mobilitätskenngrößen auf Bundesebene wurden Hintergrundinformationen zu gesamtgesellschaftlichen und verkehrsbezogenen Entwicklungen im Zeitraum 2001 bis 2019 herangezogen.

Ergebnisse

Die bundesweite Analyse ergab für die Teilgruppe der getöteten und schwer verletzten Kinder folgende Verunglücktenbelastungswerte (VB) für den Zeitraum 2015 bis 2019: Je 100.000 altersgleicher Einwohner verunglückten die meisten Kinder als Fußgänger (VB 14,7), dann als Insassen eines Pkw (VB 11,6) und als Radfahrer (VB 10,4). Im Vergleich zum zweiten Kinderunfallatlas 2006–2010 reduzierte sich die Verunglücktenbelastung bei Kindern als Fußgänger und Radfahrer um minus 24,6 Prozent beziehungsweise minus 26,3 Prozent. Bei Kindern als Pkw-Insassen zeigte sich dagegen eine Zunahme um 13,9 Prozent. Die steigende Verkehrsleistung für Kinder als Mitfahrer des motorisierten Individualverkehrs (MIV) bei zugleich sinkender Fußgängerverkehrsleistung jüngerer Kinder könnte mit diesem Trend im Zusammenhang stehen. Wichtige Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, Jahreszeit, Wochentag und Tageszeit korrespondierten weitestgehend mit der Anzahl der zurückgelegten Wege. Die Verkehrsleistung pro Kind und Tag betrug im Bundesdurchschnitt einen Kilometer zu Fuß, 1,1 Kilometer mit dem Fahrrad und 17,3 Kilometer als MIV-Mitfahrer.

Die Analysen des regionalen Unfallgeschehens ergaben eine vergleichsweise hohe Verunglücktenbelastung für Kinder als Fußgänger in dicht besiedelten Gebieten. In ländlichen Gegenden beziehungsweise in kleinstädtischen Räumen ist die Verunglücktenbelastung für Kinder als Pkw-Insassen besonders hoch. Kinder als Radfahrer sind in zentralen Städten ländlicher Regionen am meisten gefährdet. Die Verkehrsleistung für Kinder als Fußgänger ist in den Stadtstaaten sowie in kreisfreien Städten tendenziell höher als in den meisten Flächenländern und Landkreisen. Auch in vielen ostdeutschen Gebieten ist die Fußgängerverkehrsleistung hoch. Hohe Radfahrerverkehrsleistungen zeigen sich primär in der nördlichen Hälfte sowie im äußersten Süden Deutschlands. Als Mitfahrer in Autos sind Kinder vor allem im Norden und Nordosten Deutschlands sowie in Baden-Württemberg und Hessen viel unterwegs.

Folgerungen

Die Berücksichtigung regionaler Unfallspezifika kann dazu beitragen, die örtliche wie auch die großräumige Verkehrssicherheit noch effektiver zu gestalten. Der aktuelle Kinderunfallatlas verschafft Verantwortlichen aus den Bereichen Politik, Verwaltung und Polizei einen umfassenden Überblick zur Entwicklung des Unfallgeschehens. Die Ergebnisse sollen dazu dienen, effektive Verkehrssicherheitsmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Als mögliche Ansätze kommen die Schulwegsicherung von Grundschülern als Fußgänger und von älteren Kindern als Radfahrer sowie die Etablierung von Radfahrtrainings für 10- bis 14-Jährige in Betracht. Forciert werden sollte zudem die gezielte Ansprache von Eltern, um die selbstständige Verkehrsteilnahme von Kindern zu fördern und nicht durch Pkw-Fahrten zu ersetzen.

  • Kontakt

    Bundesanstalt für Straßenwesen
    Brüderstraße 53
    51427 Bergisch Gladbach
    Info-Service
    Telefon: 02204 43-9101
    Fax: 02204 43-2550
    info@bast.de

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