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Bäume und Verkehrssicherheit an Landstraßen

Unfälle mit einem Aufprall auf einen Baum sind durch eine besonders hohe Unfallschwere gekennzeichnet. Zur differenzierten und standardisierten Sicherheitsbewertung von Landstraßen untersuchte die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) deshalb den gesamten Prozess der Unfallentstehung bis zum Schadensereignis unter besonderer Berücksichtigung unterschiedlicher straßenbegleitender Bäume (Alleen, Baumreihen, Waldbereichen, …).

Gezeigt werden drei verschiedene Arten von straßenbegleitenden Bäumen (Alleen, Baumreihen, Waldbereichen). Straßenbegleitende Bäume in Allee (links), Baumreihe (Mitte) und Waldbereich (rechts) (Bild: Roadview, Technische Universität Dresden)

Aufgabenstellung

Die Bepflanzung an Landstraßen ist vielfältig. Sie reicht von Baumreihen, Baumgruppen, Alleen, Waldbereichen, Einzelbäumen, Sträuchern bis zu Wiesenflächen. Die Unfälle mit einem Aufprall auf einen Baum sind durch eine besonders hohe Unfallschwere gekennzeichnet, dennoch ist das Gefahrenpotenzial bei den Verkehrsteilnehmern häufig unbekannt. Schwerpunkt der Untersuchung war neben der Betrachtung der Unfallkonstellationen und Unfallabläufe die Frage, ob es besonders auffällige oder unauffällige Bepflanzungen hinsichtlich der Unfallanzahl und -schwere gibt.

Untersuchungsmethode

Für die Untersuchung wurden Datensätze mit unterschiedlichen Merkmalen und Detailtiefe aufbereitet und vielfältig verknüpft. Zum einen erfolgte eine Auswertung der amtlichen Straßenverkehrsunfallstatistik, um die Problematik und systematische Ursachen der Unfälle zu ermitteln. Schwerpunkt der Grundlagen bildete ein Datensatz mit einer Gesamtlänge von 29.000 Kilometern aus 7 Bundesländern, wovon über 2.000 Kilometer im Hinblick auf 500 Merkmale des Straßen- und Seitenraums im Zusammenhang zu den Landstraßenunfällen detailliert untersucht wurden. Um den Unfallablauf näher zu analysieren, wurden ebenso Unfälle aus der German In-Depth Accident Study (GIDAS) in Verknüpfung mit Streckenbefahrungen untersucht. Die gesamtheitliche Unfallbetrachtung und damit der gesamte Prozess der Unfallentstehung bis zum Schadensereignis beziehungsweise zu den Verletzungsschweren wurde unter besonderer Berücksichtigung unterschiedlicher straßenbegleitender Bepflanzung betrachtet. Hierbei wurden Unfallmodelle mit einem Bayes-Ansatz ermittelt und validiert, um die beeinflussenden Merkmale des Straßen- und Seitenraums auf die Unfallhäufigkeit und -schwere quantitativ zu ermitteln.

Ergebnisse

Erfolgt bei Fahrunfällen mit dem Abkommen von der Fahrbahn eine Kollision auf eine Schutzplanke, ist die Unfallschwere 3-mal höher und bei einem Aufprall auf einen Baum 8-mal höher als bei einem Unfall ohne Aufprall. Die abschnittsbezogene Wahrscheinlichkeit der Unfälle mit schwerem Personenschaden ist auf Alleeabschnitten teilweise deutlich über der anderer Abschnitte mit Bepflanzung und dem baumfreien Umfeld. Auf Abschnitten mit einem baumfreien Umfeld sind im Durchschnitt Unfallkosten von etwa 2.000 Euro/Million Fahrzeugkilometer pro Fahrtrichtung zu verzeichnen. Auf Abschnitten mit Alleen liegen die Unfallkosten mit über 20.000 Euro/Million Fahrzeugkilometer im Durchschnitt 10-mal so hoch. Einzelbäume, Baumreihen und der Waldbereich zeigen Abschnittswerte von 7.000 bis 14.000 Euro/Million Fahrzeugkilometer pro Fahrtrichtung. Mit dem entwickelten iterativen Verfahrensablauf zur Erstellung der Unfallmodelle mit einem Bayes-Ansatz und einer fortlaufenden Integration von empirischen Daten können Verteilungsfunktionen der Merkmale exakter geschätzt und umfangreich analysiert werden. In den Unfallmodellen wurden verschiedene Merkmale des Straßenraums (beispielsweise Kurvenradien unter 200 Meter und bestimmte Relationen benachbarter Elemente des Lageplans) ermittelt, welche zu einem erhöhenden Einfluss auf die Unfallhäufigkeit führen. Die Unfallhäufigkeit erhöhte sich deutlich mit steigendem Anteil der Bepflanzung Allee und Waldbereich. Ein extremer Einfluss auf die Zunahme des Unfallschwere wurde bei der Erhöhung der Anteile von der Bepflanzung Allee festgestellt. Mit wenigen Abstrichen gilt dies auch für Waldbereiche, Baumreihen und Einzelbäume. Die Ausstattung der Bäume mit Schutzplanken führt zu einer deutlichen Abnahme der Unfallschwere bei Pkw-Insassen, hat jedoch negative Auswirkungen auf die Motorradfahrer. Die Vermutung, dass die Bepflanzung wegen der optischen Führung zu weniger Fahrunfällen führt, konnte nicht nachgewiesen werden. Jedoch führt das Vorhandensein von Bäumen und Sträuchern teilweise zu einem erheblichen Einfluss auf die vorhandenen Sichtweiten. Aufgrund dieser eingeschränkten visuellen Orientierung und Sichtweiten unter der erforderlichen Haltesichtweite bestehen Tendenzen für eine Erhöhung der Fahrunfälle mit Abkommen von der Fahrbahn.

Folgerungen

Die Ergebnisse zur quantitativen Sicherheitsbewertung auf Basis der entwickelten Unfallmodelle sind geeignet, Landstraßen unter anderem im Hinblick auf unterschiedliche straßenbegleitende Bäume differenziert und standardisiert zu bewerten. Dies erfolgt auf Basis der Erkenntnisse zu den Einflussmerkmalen und deren Wirkung auf die Unfallhäufigkeit und -schwere. Der hohe Anteil an folgenschweren Landstraßenunfällen im Zusammenhang mit der Straßenbepflanzung zeigt das hohe Potenzial zur Verbesserung der Verkehrssicherheit auf. Die Ergebnisse stellen Grundlagen für die Überarbeitung der technischen Regelwerke (beispielsweise „Merkblatt für Bäume an Straßen“) dar. Hierbei ist zu beachten, dass Unfälle mit einem Aufprall auf einen Baum im Landstraßennetz sehr häufig linienhaft verteilt sind. Deshalb sollte für diese Problemstellung das Verfahren zur Identifikation auffälliger Bereiche angepasst werden. Der entwickelte Ablauf zur Erstellung der Unfallmodelle leistet einen Beitrag zur Erweiterung der Methoden der Sicherheitsuntersuchungen im Straßenwesen.

  • Kontakt

    Bundesanstalt für Straßenwesen
    Brüderstraße 53
    51427 Bergisch Gladbach
    Info-Service
    Telefon: 02204 43-9101
    Fax: 02204 43-2550
    info@bast.de

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