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Nutzung von Mobiltelefonen beim Radfahren: Prävalenz, Nutzermerkmale und Gefahrenpotenziale

BASt-Bericht M 329

Claudia Evers, Kristina Gaster, Hardy Holte, Martina Suing, Fabian Surges, Bundesanstalt für Straßenwesen
91 Seiten
Erscheinungsjahr: 2022
Projektnummer: 4317015
Preis: 17,50 €

Bestellung eines gedruckten Exemplars bei der Carl Ed. Schünemann KG

Dieser Bericht steht auch kostenfrei im elektronischen BASt-Archiv ELBA zur Verfügung.

Das vorliegende Forschungsprojekt hat die Zielsetzung, eine breite Datengrundlage zur Nutzung von Mobiltelefonen durch Fahrradfahrende zu schaffen. Dabei soll zum einen die Nutzungshäufigkeit von Mobiltelefonen beim Radfahren ermittelt sowie vertiefende Erkenntnisse zu Nutzungsarten, Motiven und Merkmalen der Nutzer gewonnen werden, auf deren Basis sich Empfehlungen für die (zielgruppenspezifische) Gestaltung von Verkehrssicherheitsmaßnahmen für Radfahrende ableiten lassen. Zur Ermittlung dieser Aspekte wurden Beobachtungen im Straßenverkehr zur Mobiltelefonnutzung bei Fahrradfahrenden (N = 5.382), eine Online-Befragung (N = 2.844) sowie Interviews mit Radfahrenden im Straßenverkehr (N = 309) durchgeführt.

Jeder zehnte bis sechste Radfahrende – je nach Erhebungsmethode – nutzt das Mobiltelefon während der Fahrt. Bei den Nutzungsarten dominiert die passive Nutzung des Mobiltelefons wie v. a. das Musikhören. Die Häufigkeit von anderen Nutzungsarten, die sich allesamt als aktive Nutzung klassifizieren lassen, fällt in der Beobachtung zum Teil deutlich niedriger aus als in den Befragungen. Dies ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass in einer Beobachtung eine Punktprävalenz erfasst wird, d. h. ob ein bestimmtes Verhalten genau zum Beobachtungszeitpunkt ausgeführt wurde. Demnach wurde insgesamt nur 1,3 % aktive Nutzung (manuelle Bedienung, telefonieren, blicken) beobachtet. Hingegen wird bei den Befragungen ein Verhalten innerhalb eines bestimmten Zeitraums erfragt (Periodenprävalenz) und die Nutzungsart kann differenzierter ermittelt werden. Hier liegt die angegebene Häufigkeit einer aktiven Mobiltelefonnutzung während des Fahrradfahrens deutlich höher: Vergleichsweise häufig wird es zum Navigieren genutzt oder ein Blick auf das Display geworfen. Das Mobiltelefon wird häufiger für schriftliche Kommunikation (Lesen und Schreiben von Nachrichten) genutzt als zum Telefonieren. Wird auf dem Fahrrad telefoniert, so werden Anrufe häufiger entgegengenommen als selbst getätigt.

Insbesondere männliche und jüngere Radfahrende nutzen das Mobiltelefon häufiger. Auch Überzeugungen und Einstellungen spielen eine Rolle für die Mobiltelefonnutzung beim Radfahren, wie etwa eine hohe Handlungskompetenzerwartung, eine starke Bindung an das Mobiltelefon und eine positive Einstellung zum Mobiltelefonieren beim Radfahren. Wenn das Mobiltelefon während des Radfahrens aktiv genutzt wird, so erfolgt dies überwiegend mit dem Telefon in der Hand. Lediglich zu Navigationszwecken wird mitunter eine Halterung verwendet. Vorrangig wird das Mobiltelefon beim Radfahren aktiv genutzt, um Informationen zu beschaffen oder Absprachen zu treffen, bei der Nutzung zum Musikhören dominieren dagegen die Motive Spaß und Gewohnheit. Viele Radfahrende wissen zwar, dass es eine rechtliche Regelung zur Mobiltelefonnutzung auf dem Fahrrad gibt, können diese jedoch nicht korrekt benennen. Generell passen Fahrradfahrende ihr Verhalten eigenen Angaben zufolge selten explizit an, um Beeinträchtigungen durch die Mobiltelefonbenutzung auszugleichen (kompensatorisches Verhalten). Wenn konkrete Verhaltensanpassungen erfolgen, fahren die Radfahrende langsamer, erhöhen den Abstand oder bemühen sich um eine höhere visuelle Aufmerksamkeit. Fahrfehler und kritische Situationen werden von Radfahrenden in einem nennenswerten Ausmaß berichtet, es können in dieser Studie aus methodischen Gründen jedoch keine eindeutigen Zusammenhänge zwischen der Mobiltelefonnutzung und dem Auftreten kritischer Situationen bzw. Fahrfehlern nachgewiesen werden.

Ansatzpunkte für Verkehrssicherheitsmaßnahmen werden generell in der Förderung regelkonformen und sicherheitszuträglichen Verhaltens von Fahrradfahrenden gesehen. Zum einen gilt es, die geltenden rechtlichen Regelungen besser bekannt zu machen und zum anderen, die Radfahrenden für die Gefahren der Smartphonenutzung zu sensibilisieren sowie Tipps zur legalen und sicheren Nutzung des Mobiltelefons an die Hand zu geben. Aufklärungs- und Informationsmaßnahmen sollten sowohl auf die Gesamtgruppe der Radfahrenden als auch auf bestimmte Subgruppen von Radfahrenden abzielen. Für eine spezifischere Adressierung würden vor allem jüngere und männliche Radfahrende in Frage kommen sowie Vielfahrende und Radfahrende, deren Einstellungen zur Mobiltelefonnutzung auf dem Fahrrad positiv sind.

Use of mobile phones while cycling: Prevalence, user characteristics and risk potential

The present research aimed at establishing a broad data base on the use of mobile phones while cycling. In addition to general prevalence, in-depth information on types of usage, motives and characteristics of cyclists using mobile phones were established in order to derive recommendations for (target group specific) road safety measures. Within this research, an observation study (N = 5,382), an online survey (N = 2,844) and road-side interviews with cyclists (N = 309) were carried out.

Every sixth to tenth cyclist uses a mobile phone while cycling, depending on the method of data collection. Cyclists use their mobile predominantly in a passive mode, i.e. listening (to music). The prevalence of active modes of mobile phone use is much lower in the observation study compared to the online survey and interviews. This is due to the fact that observation refers to the prevalence at a certain point in time, i.e. the phone must be used exactly at the time and location of the observation (point prevalence). Accordingly, only 1.3 % active mode use (manual operation, calling, glancing) was observed. In contrast, the prevalence of active mobile phone use was significantly higher in the surveys where it was asked for mobile phone use within a longer time span (periodic prevalence). Mobile phones are used more frequently for written communication (reading and writing messages) than for telephone calls. Regarding calling, cyclists more often answer an incoming call than initiate a call themselves.

Especially male and younger bicyclists use their mobile while cycling. Likewise, beliefs and attitudes play a role for using a mobile while cycling, e.g. high expectation of competence, strong attachment to the mobile phone and positive attitude towards mobile phone use while cycling. When cyclists use their mobile phone actively they predominantly want to obtain information or make arrangements. When listening to music, the main motives are fun and habit. Although many cyclists know that a legal regulation exists on the use of mobile phones when cycling they cannot state it correctly. Cyclists rarely report concrete compensatory behaviours to counteract impairments resulting from mobile phone use while riding. If cyclists do so, they ride more slowly, keep more distance to objects or make efforts for higher visual attention. Cyclists report riding errors and critical situations to a considerable amount. However, for methodological reasons, no clear relation between mobile phone use and the occurrence of critical situations or riding errors could be observed in this study.

With regard to road safety measures, a rule compliant and safety conscious behaviour of cyclists should generally be promoted by making aware of the dangers of smartphone use while cycling. The legal regulations should be made more well-known and cyclists should get advice for using mobile phones in a legal and safe way. Information campaigns should focus on cyclists in general, but also target certain subgroups of cyclists. Especially younger and male cyclists as well as frequent riders and those with a positive attitude towards mobile phone use while cycling should be addressed.

  • Kontakt

    Bundesanstalt für Straßenwesen
    Brüderstraße 53
    51427 Bergisch Gladbach
    Info-Service
    Telefon: 02204 43-9101
    Fax: 02204 43-2550
    info@bast.de

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    Carl Ed. Schünemann KG
    Zweite Schlachtpforte 7
    28195 Bremen
    Telefon: 0421 36903-53
    Fax: 0421 36903-48
    buchverlag@schuenemann-verlag.de
    www.schuenemann-verlag.de

  • Berichte zum Download

    Die Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen stehen ab dem Jahrgang 2003 zum Teil als kostenfreier Download im elektronischen BASt-Archiv ELBA zur Verfügung.