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Kostenbewertung von Schutzeinrichtungen über die gesamte Lebensdauer

Zur Abmilderung von Unfallfolgen haben sich Rückhaltesysteme aus Stahl oder Beton in den vergangenen Jahrzehnten bewährt. Bei der Auftragsvergabe für Schutzeinrichtungen werden bislang allerdings nur die Beschaffungskosten der Systeme berücksichtigt, nicht aber etwaige Folgekosten. Im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) wurden nun Ansätze für eine Kostenanalyse entwickelt, die sich über die gesamte Lebensdauer von Schutzeinrichtungen erstreckt. Schon während der Planung könnten so künftig die langfristig relevanten Kosten verschiedener Systeme abgeschätzt werden.

Zwei Bilder von Autobahnen: Links mit Schchutzeinrichtung aus Beton, rechts aus Stahl Kostenanalyse: Wie teuer sind Schutzeinrichtungen im Laufe ihrer Lebenszeit? (Bild: links BASt, rechts BMVI, René Legrand)

Aufgabenstellung

Schutzeinrichtungen sollen im Fall des Abkommens eines Fahrzeuges von der Fahrbahn die Unfallfolgen so gering wie möglich halten. Bei der Entscheidung für ein geeignetes System sind neben den Sicherheits- und Leistungsmerkmalen auch die Kosten ausschlaggebend für die Auftragsvergabe. Wegen der langen Lebensdauer der Systeme soll untersucht werden, welche weiteren maßgeblichen Betriebskosten neben den ursprünglichen Investitionen entstehen und ob sich diese zwischen den verschiedenen Schutzeinrichtungen einer Leistungsklasse unterscheiden. Dafür ist es erforderlich, die entstehenden Kosten über den gesamten Lebenszyklus zu betrachten. Im Auftrag der BASt überprüften die thinkstep AG, Leinfelden-Echterdingen, und DTV-Verkehrsconsult GmbH, Aachen, die Anwendbarkeit der Lebenszykluskostenanalyse für die ökonomische Bewertung. In diesem Rahmen sollten vereinfachte Ansätze für eine praxisnahe Anwendung der Lebenszykluskostenberechnung von Schutzeinrichtungen entwickelt werden.

Untersuchungsmethode

Aufbauend auf einer Literaturauswertung wurden die prinzipiell relevanten Eingangsgrößen für die Lebenszykluskostenbewertung von Schutzeinrichtungen festgelegt. Daraufhin wurde eine ökonomische Bewertung von Schutzeinrichtungen durchgeführt. Als funktionale Einheit wurde ein ein Kilometer langer Abschnitt einer Schutzeinrichtung der Aufhaltestufe H2 aus Standardelementen an einer Autobahn im Mittelstreifen einer Richtungsfahrbahn definiert. Die exemplarisch untersuchten Systeme umfassten sowohl klassische und moderne Schutzeinrichtungen aus Stahl als auch Schutzeinrichtungen in Ortbetonbauweise (BSW O) und aus Betonschutzwandfertigteilen (BSWF). Der Fokus wurde hierbei auf eine vergleichende Bewertung von Schutzeinrichtungen mit vergleichbaren Leistungseigenschaften gelegt.

Der Betrachtungszeitraum von 25 Jahren umfasst 3 Lebenszyklusphasen: (1) Investition, von der Ausschreibung und Planung bis zur Herstellung und Errichtung, (2) Nutzungsphase über Lebensdauer und (3) Kosten am Lebensende: Abriss, Rückbau und Entsorgung. Zur Ermittlung der relevanten Kostenarten und deren Größen wurden Interessenvertreter und beteiligte Akteure befragt sowie ein Experten-Workshop durchgeführt. Um eine einheitliche Kostenbewertung zu sichern, wurde als Bezugsjahr 2018 definiert und der Nettobarwert bestimmt. Insgesamt stand die Entwicklung einer geeigneten Berechnungsmethodik beziehungsweise eines Konzeptes sowie die Identifikation relevanter Eingangsparameter im Vordergrund der Untersuchung.

Ergebnisse

Auf der Basis der vorliegenden Datengrundlagen und den darauf aufbauenden Lebenszykluskostenanalysen konnten folgende Erkenntnisse abgeleitet werden:

  • Bei allen untersuchten Systemen nimmt die Investition zu Beginn der Betrachtung (Baukosten sowie Kosten für Ausschreibung, Planung und Beauftragung) den größten Anteil an den Lebenszykluskosten ein.
  • Die Nutzungskosten spielen im Vergleich zwischen den Schutzeinrichtungen eine untergeordnete Rolle. Ist Grünfläche vorhanden, wie dies am Aufstellort der freien Strecke der Fall ist, haben die Grünpflegekosten den größten Anteil an den Nutzungskosten.
  • Werden externe Kosten wie Umweltwirkungen und Reparaturen mit bekanntem Unfallverursacher bei den Betrachtungen mit berücksichtigt, erhöhen sich die Gesamtkosten über den Lebenszyklus je nach Schutzeinrichtung um 10 bis 23 Prozent.
  • Im Rahmen der Sensitivitätsanalysen erwiesen sich die Ergebnisse innerhalb der gewählten Grenzen als robust. Lediglich die Erhöhung des Emissionspreises bei der Betrachtung der Umweltwirkungen führt zu einer signifikanten Erhöhung der Ergebnisse.
  • Die jeweiligen Randbedingungen einer Baumaßnahme haben Einfluss auf den Kostenvergleich und sind jeweils individuell zu berücksichtigen.

Anhand der Ergebnisse wurden vereinfachte Ansätze entwickelt, die eine erste Anwendung der Lebenszykluskostenberechnung von Schutzeinrichtungen ermöglichen. Diese liegen in Form eines Rechenprogramms auf Excel-Basis vor. Durch die Eingabe individueller Parameter kann so theoretisch ein maßnahmenbezogenes und standortspezifisches Ergebnis ermittelt werden.

Folgerungen

Die Ergebnisse der Untersuchung sind von besonderem Interesse für Stellen, die sich mit der Ausschreibung, Planung und Beauftragung, dem Bau sowie dem Betrieb von Schutzeinrichtungen befassen. Bereits in der Planungsphase von Schutzeinrichtungen können die über den gesamten Lebenszyklus anfallenden und relevanten Kosten der Systeme abgeschätzt werden. Als ausschließliches Entscheidungskriterium kommt die Bewertung der Lebenszykluskosten jedoch nicht in Frage. Für die Auswahl sicherer und geeigneter Schutzeinrichtungen stellen nicht die Kosten, sondern die Leistungsmerkmale und die damit verbundene Funktion und Sicherheit der Konstruktionen im möglichen Anprallfall den ausschlaggebenden Faktor dar.

  • Kontakt

    Bundesanstalt für Straßenwesen
    Brüderstraße 53
    51427 Bergisch Gladbach
    Info-Service
    Telefon: 02204 43-9101
    Fax: 02204 43-2550
    info@bast.de

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