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Automatisierte Kraftfahrzeuge führen zu einer veränderten Kommunikation im Straßenverkehr

Unübersichtliche Situationen lassen sich im herkömmlichen Straßenverkehr durch Blickkontakt und Handzeichen einfach entschärfen. Mit einer zunehmenden Anzahl automatisierter Fahrzeuge bedarf es allerdings neuer Kommunikationstechniken, die beim Umgang verschiedener Verkehrsteilnehmer untereinander behilflich sind. Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) initiierte deshalb eine Grundlagenuntersuchung, in der die Kriterien an die Interaktion von automatisierten und nicht automatisierten Verkehrsteilnehmern herausgearbeitet werden sollten.

Die Grafik zeigt die Bewertung der Übertragbarkeit von Verkehrs- und Interaktionsszenarien auf den Mischverkehr Automatisierte Kraftfahrzeuge führen zu einer veränderten Kommunikation im Straßenverkehr Bewertung der Übertragbarkeit von Verkehrs- und Interaktionsszenarien auf den Mischverkehr

Aufgabenstellung

Blickkontakt, Gesten, Lichtzeichen: Der heutige Straßenverkehr ist geprägt durch eine ständige Interaktion zwischen unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern. Der steigende Anteil an automatisierten Fahrzeugen und Fahrfunktionen im Verkehrsgeschehen bringt jedoch neue Erfordernisse mit sich. Im Auftrag der BASt erforschten die Beratungsgesellschaft Rapp Trans (Basel/ Berlin) und die Technische Universität Dresden, wie sich in der Folge die Kommunikation zwischen nicht-automatisierten Verkehrsteilnehmern und automatisierten Kraftfahrzeugen verändern wird.

Untersuchungsmethode

Aktive Fahrer eines herkömmlichen Pkw können zur Informationsübermittlung an ihre Umwelt sowohl auf die technischen Möglichkeiten ihres Fahrzeugs (wie Bremsleuchte, Fahrtrichtungsanzeiger) als auch auf ihre menschliche Zeichengebung (Handbewegung) zurückgreifen. Um einen umfassenden Überblick über die verwendeten Kommunikationsmittel im Straßenverkehr zu erhalten, wurde eine umfangreiche Sammlung an Interaktionsszenarien kreiert, in denen mindestens zwei Verkehrsteilnehmer Informationen mittels heute gebräuchlicher Kommunikationsmittel austauschen Anschließend wurde eine Relevanzbewertung der verschiedenen Interaktionsszenarien hinsichtlich ihres Einflusses auf die Verkehrssicherheit, den Verkehrsfluss und das Verkehrsklima durchgeführt.

Um Aussagen hinsichtlich der Übertragbarkeit der Szenarien auf den zukünftigen Mischverkehr aus automatisierten Fahrzeugen und nicht-automatisierten Verkehrsteilnehmern treffen zu können, wurden Kriterien abgeleitet, mit deren Hilfe eine qualitative Bewertung der Kommunikationsmittel in Abhängigkeit von der vorliegenden Verkehrssituation und der zu übermittelnden Botschaft durchgeführt werden konnte. Es wurde geprüft, ob die bislang genutzten Kommunikationsmittel eines konventionellen Pkw auch durch einen automatisiert fahrenden Pkw im Mischverkehr angewendet werden können. Darüber hinaus wurden Experten-Workshops mit Vertretern aus den Bereichen der Arbeits-, Organisations- und Verkehrspsychologie mit Bezug zum automatisierten Fahren durchgeführt. In diesem Rahmen wurde diskutiert, welche neuen Kommunikationsmittel als Folge einer zunehmenden Fahrzeugautomatisierung möglich und erforderlich sind.

Ergebnisse

Für Verkehrskonstellationen im inner- und außerörtlichen Verkehr wurden 127 mögliche Interaktionsszenarien zusammengetragen. Wegen des großen Bedarfs an Kommunikation – auch mit schwächeren Verkehrsteilnehmern – wurde der Schwerpunkt auf den städtischen Verkehr gelegt. Eigens entwickelte Szenarienblätter stellten die Verkehrs- und Interaktionssituation dar und enthielten darüber hinaus Hinweise, ob für das Szenario Regelungen durch die Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) vorliegen. Durch eine quantitative Bewertung der dafür verwendeten Kommunikationsmittel ließ sich eine Einschätzung vornehmen, wie Botschaften erkennbar, eindeutig und verständlich übermittelt werden können. Der überwiegende Teil der Szenarien lässt sich ohne zusätzliche Unterstützung durch Körpergesten oder Blickkontakt auf den Mischverkehr übertragen, da hier die Interaktion zwischen den Verkehrspartnern eindeutig durch die StVO geregelt ist und geeignete technologiegestützte Kommunikationsmittel vorhanden sind. Bei einem geringeren Teil der betrachteten Szenarien ist eine Übertragbarkeit auf den Mischverkehr nur teilweise gegeben. Hier wäre eine zusätzliche, gestengestützte Kommunikation von Vorteil, für die aber beim automatisierten Fahren ab SAE Level 3 der Fahrer nicht mehr zur Verfügung steht. Nicht abgedeckt werden können derzeit Interaktionen zwischen Fahrzeugen an ungeregelten Engstellen und in Verflechtungsbereichen auf Autobahnen. Als nicht übertragbar werden auch Ein- und Ausparksituationen zwischen Fahrzeugen und anderen Verkehrsteilnehmern eingeschätzt.

Für künftige fahrzeugseitige Kommunikationsmittel automatisierter Fahrzeuge mit SAE Level 3 empfahlen die Experten, dass das Fahren im automatisierten Modus an die umliegenden Verkehrsteilnehmer signalisiert wird. Ab Level 4 sollte eine generelle Kenntlichmachung automatisierter Fahrzeuge in Betracht gezogen werden. Festgestellt wurde allerdings auch, dass derzeit noch Informationen darüber fehlen, wie übermittelte Nachrichten für andere Verkehrsteilnehmer eindeutig erkennbar und verständlich gestaltet werden können.

Folgerungen

Die vorliegende Forschungsarbeit zeigt auf, dass bei der Mehrheit der Verkehrsszenarien eine Übertragung auf den Mischverkehr möglich ist. Für einige Szenarien besteht jedoch Handlungsbedarf, um bestehende Konfliktsituationen aufzulösen. Die Ergebnisse weisen zudem auf offene Fragen hin, wie Kennzeichnung automatisierter Fahrzeuge und Wirkung automatisierter Fahrzeuge auf das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer, die künftig wissenschaftlich genauer untersucht werden sollten. Bei der Entwicklung von neuartigen Kommunikationsmitteln sollten die Bedürfnisse vor allem schwächerer Verkehrsteilnehmer stärker berücksichtigt werden.

  • Kontakt

    Bundesanstalt für Straßenwesen
    Brüderstraße 53
    51427 Bergisch Gladbach
    Info-Service
    Telefon: 02204 43-9101
    Fax: 02204 43-2550
    info@bast.de

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