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Unfälle und Verhalten von Fußgängern im Straßenverkehr

Das Risiko, bei Verkehrsunfällen verletzt zu werden, ist für Fußgänger überproportional hoch. Ob sie sich, je nach Altersgruppe, unterschiedlich verhalten, ließ die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) in einer Grundlagenstudie untersuchen. Berücksichtigt wurden Ablenkung, beispielsweise durch die Handynutzung, und weitere Faktoren, die Unfälle begünstigen können. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Sicherheitskommunikation ein und sollen in den technischen Regelwerken zum Straßenentwurf umgesetzt werden.

Das Foto zeigt eine Fußgängerin, die mit Blick auf ihr Handy die Straße überquert. Wer die Straße überquert, sollte die Aufmerksamkeit auf den Verkehr richten (Bild: Deutscher Verkehrssicherheitsrat e. V., Bonn)

Aufgabenstellung

Fußgänger sind bei Verkehrsunfällen einem besonders hohen Verletzungsrisiko ausgesetzt. Diese Problematik wird durch einen erhöhten Anteil von Kindern einerseits und Senioren andererseits verschärft. Die BASt beauftragte deshalb die PTV Transport Consult GmbH mit einer Untersuchung des Verhaltens von Fußgängern. Ziel war eine verbesserte Kategorisierung von Fußgänger-Unfällen in Bezug auf die verschiedenen Altersgruppen. Der Ort der Unfälle im Straßennetz wurde dabei ebenso thematisiert wie der Einfluss weiterer Faktoren wie Merkmale von Straßenraum und Umfeld, Personencharakteristika, Art der Konfliktpartner und beispielsweise Ablenkung durch Handynutzung.

Untersuchungsmethode

Neben einer Literaturrecherche umfasste die Untersuchung eine makroskopische Analyse der amtlichen Straßenverkehrsunfallstatistik sowie eine Netzanalyse der Verteilung von Fußgänger-Unfällen. Der Schwerpunkt der Verhaltensanalyse lag beim Querungsverhalten auf Hauptverkehrsstraßen, insbesondere außerhalb von Hauptverkehrsknotenpunkten. Untersucht wurde zudem das Verkehrsaufkommen der Fußgänger im Quer- und Längsverkehr in Zusammenhang mit dem Unfallgeschehen. Für eine Stichprobe aus 82 Untersuchungsstellen wurden Merkmale des Straßenraums, der Lage im Netz sowie Expositionsgrößen des Fuß-, Rad- und motorisierten Verkehrs ausgewertet. An 8 Untersuchungsstellen wurden detaillierte Verhaltensbeobachtungen zum Sicherungsverhalten vor und während der Fahrbahnquerung durchgeführt. Dabei wurden auch mögliche unfallbegünstigende Faktoren, wie eine Ablenkung durch Handynutzung der Fußgänger, berücksichtigt.

Ergebnisse

95 Prozent aller Unfälle mit Beteiligung von Fußgängern ereignen sich auf Innerortsstraßen, wobei etwa die Hälfte der Unfälle Überschreiten-Unfälle sind. Nach den Pkw stellen die Radfahrer die häufigsten Konfliktpartner dar. Ein erhöhtes Fußgänger-Unfallgeschehen ergibt sich auch bei Dämmerung und Dunkelheit sowie in den Spitzenstunden des Berufsverkehrs. Am häufigsten verunglücken erwachsene Fußgänger (18-64 Jahre). Kinder verunglücken im Vergleich häufiger beim Hervortreten hinter Sichthindernissen. Senioren (über 65 Jahre) haben tendenziell eher Schwierigkeiten mit komplexen Verkehrssituationen an Knotenpunkten, was sich dort auch im Unfallgeschehen niederschlägt. Anschlussknotenpunkte, Haltestellen, breitere Gehwege sowie größere Fahrbahnbreiten erhöhen die Unfallwahrscheinlichkeit mit Fußgängerbeteiligung tendenziell. Rückstaus oder haltende Fahrzeuge auf der Fahrbahn sind ebenfalls unfallbegünstigende Faktoren. Fußgänger schätzen solche Situationen offenbar als vermeintlich sichere Querungsmöglichkeiten ein (Verkehr steht, aber nur einseitig).

Unfälle bei Abbiegevorgängen an nicht signalisierten Anschlussknotenpunkten werden durch unachtsames Verhalten der Verkehrsteilnehmer begünstigt. Fußgänger sichern sich bereits bei der Annäherung an eine Querungsstelle ab und suchen passende Lücken im Verkehrsstrom. Ein verstärktes Absicherungsverhalten wird bei Kindern, Älteren und sich unterhaltenden Personen beobachtet. Kinder zeigen jedoch weniger häufig ein erneutes Absicherungsverhalten während der Querung. Knapp 4 Prozent der Fußgänger nutzen ein Handy, beim Querungsvorgang sind es etwa 3 Prozent. Fußgänger, die ein Handy nutzen, lassen sich mehr Zeit, bevor sie eine Querung beginnen, weisen aber auch niedrigere Querungsgeschwindigkeiten auf. Senioren nutzen kürzere Querungswege und queren langsamer als Erwachsene (18-64 Jahre). Bei Dunkelheit wählt ein Teil der Fußgänger tendenziell häufiger kleinere Zeitlücken zur Querung.

Folgerungen

Im Rahmen der durchgeführten Grundlagenanalyse wurden sowohl Auffälligkeiten im Unfallgeschehen als auch bezüglich der Verhaltensweisen der Fußgänger herausgearbeitet. Wichtig ist, dass stets ausreichende Sichtbeziehungen zwischen Fußgängern und motorisierten Verkehrsteilnehmern sowie Radfahrern bestehen. Dies sollte durch entsprechende Konkretisierungen der technischen Regelwerke in Bezug auf bauliche Maßnahmen unterstützt werden. Grundsätzlich sind relevante Maßnahmenansätze im Bereich der Infrastruktur bekannt und in den technischen Richtlinien bereits enthalten. Einzelne Maßnahmen wie die Anordnung von Mittelinseln werden aber nicht immer optimal im bestehenden Straßennetz angewendet. Daher sollte die Umsetzung dieser Maßnahmen in der Praxis intensiviert werden. Die gefundenen Ergebnisse zu Spezifika von Querungsvorgängen durch Kinder weisen darauf hin, dass es diesen nicht in jeder Situation gelingt, ein adäquates Bewusstsein für die Querungssituation zu entwickeln. Hier können Gefahrenantizipationstrainings wie Perspektivwechsel, kommentierte Präsentation von Situationsverläufen oder „WHN“-Fragen (Was passiert als Nächstes?) zur Auseinandersetzung mit dem Fortlauf von Situationen zur Anwendung kommen. Generell sollte die Verkehrserziehung bei Kindern intensiviert werden. Dies gilt auch vor dem Hintergrund, dass aufgrund der verstärkten Hol- und Bringdienste im Auto durch die Eltern, Kinder weniger Gelegenheiten haben, entsprechende Kompetenzen für eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr zu entwickeln.

  • Kontakt

    Bundesanstalt für Straßenwesen
    Brüderstraße 53
    51427 Bergisch Gladbach
    Info-Service
    Telefon: 02204 43-9101
    Fax: 02204 43-2550
    info@bast.de

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