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Alkoholkonsum und Verkehrsunfallgefahren bei Jugendlichen

Kinder und Jugendliche konsumieren regelmäßig Alkohol, das belegen verschiedene Studien. Inwieweit sich dieses Verhalten auf die Verkehrssicherheit auswirkt, wurde von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) untersucht.

Das Foto zeigt eine Ansammlung von kleinen Schnapsfläschchen Die aktuelle Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen stellt den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Unfallgefahren Jugendlicher dar (Bild: Planungsgesellschaft Verkehr Köln Hoppe & Co. GmbH)

Aufgabenstellung

Der Zusammenhang von Alkoholkonsum und Mobilität wurde in der Vergangenheit im Hinblick auf erwachsene Verkehrsteilnehmer untersucht. Zur Frage in welchem Umfang die Zielgruppe der unter 18-Jährigen von einer Mobilität unter Alkoholeinfluss betroffen ist, lagen bislang keine wissenschaftlichen Studien vor, obwohl der Konsum von Alkohol bereits bei Kindern und Jugendlichen belegt ist. Schon länger wurde eine hohe Dunkelziffer bei den Alkoholunfällen von Heranwachsenden angenommen. Die BASt ließ deshalb Art, Umfang und Folgen der Rauschmobilität von Heranwachsenden erforschen. Aufbauend auf den Erkenntnissen waren erste Präventionsmaßnahmen abzuleiten.

Untersuchungsmethode

Die Untersuchung des Zusammenhangs von übermäßigem Alkoholkonsum, Rauschmobilität und damit verbundenen Unfallgefahren umfasste Expertengespräche, Interviews und Gruppendiskussionen. An den insgesamt 31 Expertengesprächen waren Polizeibeamte, Sozialarbeiter und Mediziner beteiligt. Mit rauschmobilitätserfahrenen 14- bis 24-Jährigen wurden 21 qualitative Interviews und vier Gruppendiskussionen durchgeführt. Zudem fanden fünf Beobachtungen an Alkoholisierungsorten von Heranwachsenden statt. Zur weiteren Absicherung der Erkenntnisse wurden 1.065 elf- bis 17-jährige Schüler verschiedener Schulformen im Rahmen einer Kinder- und Jugendgesundheitsstudie sowie 1.676 12- bis 22-jährige junge Menschen im Rahmen verkehrsunfallpräventiver Maßnahmen schriftlich befragt.

Ergebnisse

Die Häufigkeit, mit der Kinder und Jugendliche unter Alkoholeinfluss unterwegs sind, weist auf entsprechende Verkehrsunfallrisiken hin. Von 1.676 befragten 12- bis 22-Jährigen gaben etwa 71 Prozent an, mindestens einmal übermäßig alkoholisiert im öffentlichen Raum unterwegs gewesen zu sein. Im Durchschnitt kommt dies 2,4mal im Monat vor. Männliche Jugendliche nehmen zweimal so oft alkoholisiert am Straßenverkehr teil und erleben dabei dreimal mehr gefährliche Verkehrssituationen und Unfälle als weibliche Jugendliche.

Etwa 27 Prozent der Befragten gaben an, vor dem 18. Lebensjahr mindestens eine gefährliche Verkehrssituation unter Alkoholeinfluss erlebt zu haben. Jede achte Gefahrensituation unter Alkoholeinfluss mündete in einen Verkehrsunfall.

In 113 der berichteten “schlimmsten Ereignisse unter Alkoholeinfluss im Straßenverkehr” wurden leichte, in 24 Fällen schwere Verletzungen angeführt. Erlebt wurden solche Situationen mit durchschnittlich 15,7 Jahren, in überwiegender Zahl waren wiederum männliche Jugendliche betroffen. Ungefähr die Hälfte der Befragten verwies darauf, zum Zeitpunkt der erlebten Gefahrensituation „betrunken“, ein Drittel gar „volltrunken“ gewesen zu sein.

Zwei Drittel der 667 Befragten unter 18 Jahren gaben an, mindestens einmal im Monat stark alkoholisiert mobil zu sein. Jungen fast doppelt so häufig wie Mädchen. Der erste übermäßige Alkoholkonsum findet mit durchschnittlich 15 Jahren statt. 15-Jährige sind im Monat bereits durchschnittlich 1,8 mal, 16-Jährige 2,7 mal und 17-Jährige 2,9 mal alkoholisiert unterwegs. Etwa 27 Prozent der 12- bis 22-Jährigen gaben an, vor dem 18. Lebensjahr mindestens eine gefährliche Verkehrssituation unter Alkohol erlebt zu haben.

Verletzungen infolge von Verkehrsunfällen unter Alkoholeinfluss werden nur selten in medizinischen Einrichtungen versorgt. Auch die Polizei erlangt nur in jedem fünften Fall Kenntnis von solchen Unfällen. Die Ursachen dafür liegen einerseits darin begründet, dass verunfallte Kinder vorrangig als Unfallopfer wahrgenommen werden, Alkohol als Ursache folglich gar nicht erwartet wird. Zudem werten die Betroffenen leichte Verletzungen infolge alkoholisierter Mobilität als normal oder sogar als statusförderlich; andererseits wird Alkohol als Ursache schwerer Verkehrsunfälle im sozialen Umfeld verschleiert.

Folgerungen

Die vorliegende Untersuchung belegt erstmals eine erhebliche Verkehrsgefährdung von Kindern und Jugendlichen durch den Konsum von Alkohol. Der Bericht enthält eine Vielzahl von Handlungsempfehlungen, die maßgeblich auf den Bereich der Verkehrserziehung abzielen. Die Forschungsergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, das Phänomen der Mobilität alkoholisierter Kinder und Jugendlicher noch intensiver zu untersuchen.

Zusatzinformationen

Forschung kompakt 13/15

Bericht

Alkoholkonsum und Verkehrsunfallgefahren bei Jugendlichen
Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Heft M 259, 2015