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Schwer erreichbare Zielgruppen – Handlungsansätze für eine neue Verkehrssicherheitsarbeit in Deutschland

Sozial schwächer Gestellte unterliegen einem höheren Unfallrisiko im Straßenverkehr und waren in der Vergangenheit für Maßnahmen der Verkehrssicherheitsarbeit nur schwer ansprechbar. Im Rahmen einer Literaturanalyse der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) untersuchte das Institut für empirische Soziologie (Universität Erlangen-Nürnberg) die Möglichkeiten einer erweiterten Ansprache von schwer erreichbaren Zielgruppen.

Das Foto zeigt den Rettungsdienst im Einsatz bei einer Unfallstelle an einer Straßenkreuzung Solche Ereignisse sollen durch die Verkehrssicherheit vermieden werden (Bild: DVR e.V.)

Aufgabenstellung

Die Wahrscheinlichkeit, im Straßenverkehr zu verunfallen, scheint in einem engen Zusammenhang mit der sozialen Lage der Betroffenen zu stehen. Es wird vermutet, dass Personen mit einem niedrigen Bildungsgrad, geringer Berufsausbildung und entsprechender Berufstätigkeit, ungünstigen Wohnverhältnissen oder Migrationshintergrund ein höheres Risiko haben, bei Verkehrsunfällen verletzt oder getötet zu werden, als Menschen, deren soziale Situation günstiger einzuschätzen ist. Vor diesem Hintergrund sollte geprüft werden, inwieweit die Literatur Belege für die angenommenen Zusammenhänge aufweist. Zudem galt es herauszufinden, welche Personengruppen als sozial Schwache bei Unfällen zwar besonders gefährdet, jedoch mit Verkehrssicherheitsmaßnahmen nur schwer erreichbar sind. Eine Untersuchung bisheriger Maßnahmen in präventiv arbeitenden Fachbereichen sollte zudem Ansätze für Handlungsaktivitäten der künftigen Verkehrssicherheitsarbeit ergeben.

Untersuchungsmethode

Zur Sichtung der einschlägigen Fachliteratur zur Problematik sozial Schwacher und schwer Erreichbarer im Bereich der Verkehrssicherheit wurden sowohl Quellen der Verkehrssicherheitsforschung als auch Veröffentlichungen benachbarter Fachgebiete, wie der Gesundheitsförderung, herangezogen. Die gesichteten 180 Fundstellen spiegeln die Bandbreite der Befundlage und Fachdiskussion wider. Maßnahmen, die sich in vergleichbaren Fachgebieten als geeignet zur Reduzierung des Unfallrisikos der anvisierten Zielgruppen erwiesen hatten, wurden daraufhin auf eine Übertragbarkeit auf die Verkehrssicherheitsarbeit in Deutschland hin überprüft. Auf dieser Basis wurden konkrete Handlungsoptionen und -empfehlungen entwickelt, die im Rahmen eines Pilotprojekts erprobt werden sollten.

Ergebnisse

Obwohl die Auswirkung des sozioökonomischen Hintergrunds einer Person auf das Verletzungsrisiko durch Verkehrsunfälle mittels vorangegangener Studien belegbar ist, sind die dafür zugrunde liegenden Mechanismen weitgehend unerforscht. An diesem Punkt wird auf weiteren Forschungsbedarf hingewiesen. Die bisherigen Maßnahmen der Verkehrssicherheitsarbeit richten sich eher an Personen, die Informationen und Normen zu verkehrssicherem Verhalten nicht akzeptieren als an Menschen, die organisatorisch schwer erreichbar sind. Vor allem im Bereich der Gesundheitsförderung zeigen sich Parallelen und Kooperationsmöglichkeiten, die auf eine Veränderung des konkreten Handlungsumfeldes, also des Settings, abzielen. Die gezielte Einbindung von Bildungs-, Sport- und Freizeiteinrichtungen eröffnet Möglichkeiten einer besseren Erreichbarkeit von sonst nur schwer zugänglichen Zielgruppen. Als empfehlenswert erscheint der im Ausland bereits erprobte Ansatz der Vernetzung und gemeinsamer Strategien von Verkehrssicherheit, Gesundheitswesen und Akteuren vor Ort. Dies bietet die Gelegenheit gezielter Präventionsarbeit gegenüber den Schwerpunktgruppen Kinder, junge (männliche) Fahrer, Senioren und Migranten. Die beispielsweise in mehreren Bundesländern im Bereich der beruflichen Schulen praktizierten Maßnahmen zur Ansprache junger Fahrer weisen erkennbar positive Ansätze auf, die weiter optimiert werden können. Als wünschenswert erscheint zudem die Kooperation im Rahmen des Bund-Länder-Programms "Soziale Stadt".

Folgerungen

Die in dieser Forschungsarbeit vorgelegten Ergebnisse belegen, dass die Bandbreite der in Frage kommenden Verkehrssicherheitsmaßnahmen weitergehend verbessert und ausgebaut werden können. Es wird als sinnvoll erachtet, ein Pilotprojekt zu initiieren, in dem im Rahmen der schulischen Verkehrserziehung schwer erreichbare Eltern angesprochen werden. Vorgeschlagen wird zudem die Einrichtung einer Online-Fachdatenbank zur Sammlung und Dokumentation der bisher in Deutschland umgesetzten themenrelevanten Projekte. Darüber hinaus sollten über das Medium Internet sozial Benachteiligte und schwer Erreichbare verstärkt mit den Inhalten der Verkehrssicherheitsarbeit vertraut gemacht werden.

  • Kontakt

    Bundesanstalt für Straßenwesen
    Brüderstraße 53
    51427 Bergisch Gladbach
    Info-Service
    Telefon: 02204 43-9101
    Fax: 02204 43-2550
    info@bast.de

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