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Entwicklung und Evaluation eines Screening-Tests zur Erfassung der Fahrkompetenz älterer Kraftfahrer

Aufgrund der demografischen Entwicklung in Deutschland steigt die Zahl älterer Bürger, die noch aktiv am motorisierten Straßenverkehr teilnehmen. Um verkehrsrelevante Leistungseinbußen älterer Kraftfahrer besser beurteilen zu können, wurde im Rahmen des von der Bundesanstalt für Straßenwesen geförderten Forschungsprojekts SCREEMO ein Screening-Test entwickelt, mit dessen Hilfe die Fahrkompetenz älterer Kraftfahrer im Rahmen der ärztlichen Mobilitätsberatung erfasst werden kann.

Die Grafik zeigt eine nach Altersklassen aufgegliederte Beurteilung der Fahrkompetenz. Globalbeurteilungen des Clock Drawing Test nach Altersklassen (Bild: Zentrum für Evaluation und Methoden der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)

Problem

Altersbedingte Veränderungen der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit können sich nachteilig auf verkehrsrelevante Kompetenzen beim Führen eines Kraftfahrzeugs auswirken. Mit der demografischen Entwicklung in Deutschland werden Fragen der Bewertung der Verkehrssicherheit älterer Kraftfahrer künftig an Relevanz gewinnen. In der Bundesrepublik Deutschland ist eine obligatorische altersbezogene Prüfung der Fahreignung nicht vorgesehen. Empfohlen wird eine individuelle Beratung durch den Hausarzt, wenn Tatsachen vorliegen, die auf einen Eignungsmangel hinweisen. Dabei sollte ein Testverfahren zum Einsatz kommen, das ohne größeren Aufwand in der hausärztlichen Praxis durchgeführt werden kann.

Untersuchungsmethode

Auf Grundlage einer Analyse der Fachliteratur sowie von wissenschaftlichen Erkenntnissen aus anderen verkehrsbezogenen Projekten erfolgte eine Vorauswahl geeigneter Verfahren zur Erfassung der Fahrkompetenz, die in einem Expertenworkshop zur Diskussion standen. Die darauf aufbauende Konzeption eines Screening-Tests wurde auf der Basis halbstandardisierter Interviews von 15 Ärzten, fünf Arzthelferinnen sowie fünf Verkehrsexperten einer weiteren Bewertung unterzogen. Eine Validierung des Screening-Tests fand unter Berücksichtigung der Daten aus einer Fahrverhaltensbeobachtung von 47 älteren Kraftfahrern statt. Durch einen Piloteinsatz des Tests in vier regionalen Hausarztpraxen konnten Hinweise auf die praktische Bewährung des Verfahrens gewonnen werden.

Ergebnisse

Das entwickelte Screening ist eine Zusammenstellung aus mehreren bewährten Einzeltests. Die einzelnen Module dienen der Prüfung der Perzeption (unter anderem Landolt Ringe, Amsler Raster), der Kognition und des Reaktionsvermögen (unter anderem Clock-Drawing-Test, Trail-Marking Test, Ruler Drop Tests) sowie der Motorik (unter anderem Nackenrotationstest). In seiner Gesamtheit erwies sich der Test als ein brauchbares Instrument zur Erfassung verkehrsrelevanter Leistungsmerkmale älterer Verkehrsteilnehmer. Dabei wurden die durch das Verfahren erfassten Kompetenzbereiche von den Teilnehmern durchgängig als relevant und vollständig für die Fähigkeit zur sicheren Verkehrsteilnahme beurteilt. Die Rückmeldungen der teilnehmenden Ärzte zeigten, dass nur wenige Unsicherheiten bei der Anwendung des Tests bestanden. Auch der zur Durchführung der Mobilitätsberatung benötigte Zeitbedarf wurde als angemessen beurteilt. Der Vergleich der Test-Ergebnisse mit den Daten, die aus einer Fahrverhaltensbeobachtung von 47 älteren Kraftfahrern abgeleitet wurden, ergab eine im Hinblick auf die Anwendungsziele zufriedenstellende Vorhersage des Fahrverhaltens durch das Testverfahren. Das Gesamtergebnis des Screenings war als Prädiktor für die Güte des beobachtbaren Fahrverhaltens gegenüber einer Vorhersage auf der Grundlage des Lebensalters deutlich überlegen.

Folgerungen

Eine anschauliche Präsentation der gewonnenen Testergebnisse im Rahmen eines Mobilitätsberatungsgesprächs mit dem Hausarzt kann die Akzeptanz - gegebenenfalls auch in Bezug auf einen Verzicht des Autofahrens - bei den Betroffenen erhöhen. Sie schafft einen Ausgleich zwischen den Mobilitätswünschen eines älteren Menschen und dem möglicherweise von ihm ausgehenden Unfallrisiko. Diese Vorgehensweise ist den häufig diskutierten obligatorischen altersbezogenen Überprüfungen der Fahreignung vorzuziehen, da hierbei nicht allein das Alter, sondern die individuelle Befindlichkeit als relevantes Kriterium für spezifische Fahrkompetenz zu werten ist. Inwieweit der entwickelte Screening-Test im Sinne seiner Anwendungsziele insgesamt geeignet ist, muss allerdings einer langfristigen Evaluation des Verfahrens vorbehalten bleiben. Ungünstig auf eine generelle Praxiseinführung des Tests erweist sich die bislang noch ungeklärte Finanzierungsfrage dieser ärztlichen Leistung und die starke Arbeitsauslastung niedergelassener Ärzte.

  • Kontakt

    Bundesanstalt für Straßenwesen
    Brüderstraße 53
    51427 Bergisch Gladbach
    Info-Service
    Telefon: 02204 43-9101
    Fax: 02204 43-2550
    info@bast.de

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