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Entwicklung besonderer Fahrbahnbeläge zur Beeinflussung der Geschwindigkeitswahl

Unangemessene Geschwindigkeit führt insbesondere auf Landstraßen oft zu folgenschweren Verkehrsunfällen. Quer zur Fahrbahn verlaufende Rüttelstreifen gelten als eine Möglichkeit, die Aufmerksamkeit des Fahrers zu erhöhen und das Fahrerverhalten günstig zu beeinflussen. Im Rahmen eines Forschungsprojektes wurden quer zur Fahrbahn verlaufende unterschiedlich profilierte Markierungsformen hinsichtlich ihrer Wirkung untersucht und optimiert. Der Forschungsbericht wurde in der Schriftenreihe der BASt als CD-ROM veröffentlicht.

Das Bild zeigt in Nahaufnahme einen Rüttelstreifen, der quer zur Fahrbahn eingebaut ist. Quer zur Fahrbahn verlaufender Rüttelstreifen (Bild: Christian Lank, RWTH Aachen )

Problem

Überhöhte Geschwindigkeit auf Landstraßen ist eine häufige Unfallursache. Um die Verkehrsteilnehmer im Annäherungsbereich von Gefahrenstellen rechtzeitig zu warnen und um eine Geschwindigkeitsreduzierung zu erreichen, werden im Ausland bereits vielfach quer zur Fahrbahn verlaufende Rüttelstreifen verwendet. Ihr Nutzen und ihre Akzeptanz durch Autofahrer und Straßenanwohner wurden in Deutschland bislang noch nicht detailliert untersucht. Ein Forschungsprojekt der BASt sollte offene Fragen klären und eine Optimierung des Designs der Rüttelstreifen ermöglichen.

Untersuchungsmethode

Den ersten Schritt der Untersuchung bildete eine Literaturstudie. An diese schloss sich eine Befragung von Straßenbauverwaltungen zu ihren Erfahrungen mit dem Einsatz von quer zur Fahrbahn verlaufenden Rüttelstreifen an. Auf dieser Basis und unter Einbeziehung theoretischer Grundlagen aus den Bereichen Akustik, Haptik und Psychologie wurden Ausführungsvarianten von Rüttelstreifen entworfen. Neben psychologischen, physikalischen und verkehrlichen Grundlagen fanden dabei auch betriebliche, straßenbautechnische und finanzielle Aspekte Berücksichtigung. Anschließend wurden die entwickelten Ausführungsvarianten auf einer Teststrecke baulich umgesetzt und durch Überfahrten mit verschiedenen Messfahrzeugen in den relevanten Geschwindigkeitsbereichen praktisch überprüft. Die dabei gewonnenen Messdaten zur Fahrgeschwindigkeit, zur Fahrzeuginnenraumakustik und zur Fahrzeugschwingung wurden mit dem Ziel analysiert, eine optimierte Bauform und einen optimalen Abstand für Rüttelstreifen zu ermitteln. Die so gefundene Vorzugsvariante wurde vor vier unfallauffälligen Kurven auf Landstraßen im Kreis Düren (NRW) umgesetzt. Diese Bereiche waren gekennzeichnet durch eine überproportional hohe Anzahl von Unfällen infolge der Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit. Auf Basis von Vorher-Nachher-Messungen des Geschwindigkeitsverhaltens wurde die Wirkung der quer zur Fahrbahn verlaufenden Rüttelstreifen bewertet.

Ergebnisse

Es wurden verschiedene Ausführungsvarianten und unterschiedliche Anordnungen von quer zur Fahrbahn verlaufenden Rüttelstreifen entwickelt und getestet. Unter Berücksichtigung betrieblicher Aspekte stellte sich als Form mit der optimalen akustischen und haptischen Wirkung ein 50 Zentimeter breites Sägezahnprofil dar, dessen Oberfläche mit regelmäßigen Unebenheiten besetzt ist. Ein Abstand von etwa drei Metern zwischen den einzelnen Streifen stellte sich als optimal heraus. Aus fahrsicherheitstechnischen Gründen sollte die Anzahl der aufeinander folgenden Streifen auf maximal fünf beschränkt werden. Für die Rüttelstreifen hat sich in den praktischen Untersuchungen ein Markierungsmaterial aus Zweikomponenten-Kaltplastik empfohlen, das gute Herstellungs- und Materialeigenschaften zeigte und zudem den Vorteil besitzt, dass es sich dabei um ein bereits für den Straßenraum zugelassenes Material handelt. Vor den unfallauffälligen Kurven konnte ein deutlicher Rückgang der gefahrenen Geschwindigkeit um im Mittel drei bis sechs km/h festgestellt werden, an einzelnen Messpunkten sogar bis zu zwölf km/h. Die unterschiedliche Ausprägung des Effekts von Rüttelstreifen dieser Studie wird auf die unterschiedliche Charakteristik und Belastung der einzelnen Untersuchungsstrecken und auf die unterschiedlichen Messstandorte zurückgeführt. Insbesondere zeigte sich jedoch, dass die Rüttelstreifen vornehmlich dort wirken, wo vorher große Differenzen zwischen der zulässigen Höchstgeschwindigkeit und der tatsächlichen Geschwindigkeit bestanden.

Folgerungen

Quer zur Fahrbahn verlaufende Rüttelstreifen können als wirkungsvolles und kostengünstiges Mittel zur Erhöhung der Verkehrssicherheit empfohlen werden. Von der damit erzielbaren Geschwindigkeitsverringerung und Erhöhung der Aufmerksamkeit ist eine Verbesserung der Verkehrssicherheit zu erwarten. Mögliche Einsatzgebiete für Rüttelstreifen sind gefährliche Kurven und Knotenpunkte sowie Unfallschwerpunkte. Die Akzeptanz der Bewohner ist bei künftigen Planungen zu berücksichtigen. Ein ausreichender Abstand zu Bebauungen muss eingehalten werden, wobei ein pauschaler Grenzwert für diesen Abstand aufgrund unterschiedlicher örtlicher Bedingungen nicht empfohlen werden kann. Um ein Umfahren der Rüttelstreifen zu vermeiden, ist eine Modifikation der Mittelmarkierung - beispielsweise Rüttelelemente in Längsrichtung - möglich.

Zusatzinformationen

Forschung kompakt 10/10

Bericht

Entwicklung besonderer Fahrbahnbeläge zur Beeinflussung der Geschwindigkeitswahl
Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Heft V 190, 2010