Navigation und Service

HinweisCookies

Diese Webseite verwendet Cookies. Diese dienen der Zwischenspeicherung bei Bestell- oder Anmeldevorgängen. Nicht erfasst werden Daten wie Nutzungshäufigkeit oder Verhaltensweisen. Hier erfahren Sie mehr zum Thema Datenschutz.

OK

Verbesserung der Verkehrssicherheit auf einbahnig zweistreifigen Außerortsstraßen (AOSI)

BASt-Bericht V 216

Christian Lippold, Günter Weise, Thomas Jährig, Lehrstuhl Gestaltung von Straßenverkehrsanlagen, Institut für Verkehrsplanung und Straßenverkehr, Technische Universität Dresden
87 Seiten
Erscheinungsjahr: 2012
Preis: 17,50 €

Bestellung eines gedruckten Exemplars beim Carl Schünemann Verlag GmbH

Außerortsstraßen sind in Deutschland im Vergleich zu Innerortsstraßen oder Autobahnen durch eine besonders hohe Unfallschwere gekennzeichnet. Maßgebende Faktoren dafür sind zum einen eine sehr hohe und oft nicht hinreichend angepasste Geschwindigkeit, zum anderen Fehleinschätzungen von Geschwindigkeiten beziehungsweise Geschwindigkeitsdifferenzen entgegenkommender und vorausfahrender Fahrzeuge.

Mit der Aufgabe der Erarbeitung kurz- und mittelfristig umsetzbarer Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit auf Landstraßen wurde durch die BASt im Auftrag des BMVBS die Projektgruppe ("AOSI" - Außerortsstraßensicherheit) gegründet. Die entwickelten Maßnahmen sollten in einem bundesweiten Großversuch umgesetzt, getestet und bewertet werden.

Für die Durchsetzung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit wurden linienhaft angeordnete ortsfeste Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen (OGÜ) empfohlen. Die Sicherung von Überholvorgängen sollte durch abschnittsweise angelegte Überholfahrstreifen (ÜFS) in Kombination mit Überholverboten (ÜV) in den verbleibenden zweistreifigen Zwischenabschnitten erfolgen. Je Untersuchungsstrecke wurde entweder die zulässige Höchstgeschwindigkeit durchgesetzt oder das Überholen gesichert. Eine Kombination beider Maßnahmen erfolgte nicht.

In einem VORHER/NACHHER-Vergleich wurden die Wirkungen dieser Maßnahmen auf das Unfallgeschehen und den Verkehrsablauf untersucht. Ergänzend wurde die Akzeptanz der Maßnahmen durch Befragungen an den Untersuchungsstrecken erhoben.

Durch den Einsatz von OGÜ konnte die Verkehrssicherheit deutlich erhöht werden. Der Sicherheitsgewinn war auf denjenigen Untersuchungsstrecken besonders hoch, auf denen das Unfallgeschehen vorwiegend auf unangepasste und zu hohe Geschwindigkeiten im VORHER-Zeitraum zurückzuführen war. Es konnte nachgewiesen werden, dass durch den OGÜ-Einsatz eine Harmonisierung der Geschwindigkeiten auf der Höhe der zulässigen Geschwindigkeit stattfindet. Die Entwicklung hin zu geringeren Geschwindigkeitsdifferenzen zwischen den Fahrzeugen hatte neben der Reduktion der Fahrunfälle, auf Untersuchungsstrecken mit einer gestreckten Linienführung, auch zu einer deutlichen Reduktion der Unfälle im Längsverkehr. Der Einsatz der OGÜ wird von den Verkehrsteilnehmern akzeptiert, wenn die Gründe für sie nachvollziehbar sind. Die Ankündigung der Geschwindigkeitsüberwachung über eine auffällige örtliche Beschilderung hat sich als akzeptanzfördernd herausgestellt.

Die Sicherung von Überholvorgängen durch zusätzliche Überholfahrstreifen (ÜFS) und Überholverbot (ÜV) in den angrenzenden zweistreifigen Abschnitten führte auf den Untersuchungsstrecken zu einer Erhöhung der Verkehrssicherheit. Besonders die Entwicklung hin zu einer geringeren Unfallschwere und eine deutliche Reduktion der Überholunfälle konnte festgestellt werden. Die Analysen des Verkehrsablaufes zeigten, dass bereits kurze Überholfahrstreifen mit Längen von nur 600 m und 700 m effektiv zum Abbau von Überholdruck beitragen können. Diese Strecken sind platzsparend und somit besonders für das Bestandsnetz zum "Nachrüsten" geeignet. Die Akzeptanz der Verkehrsteilnehmer für dieses Maßnahmepaket (ÜFS/ÜV) war besonders groß. Überholverbotsabschnitte zwischen den ÜFS sollten jedoch vier Kilometer nicht überschreiten.

Fazit: Die Ergebnisse zeigen, dass die im AOSI-Projekt entwickelten und kurz- und mittelfristig umsetzbaren Maßnahmen zu einer wirksamen Verbesserung der Verkehrssicherheit auf Landstraßen beitragen, wenn das Unfallgeschehen nachweislich auf eine zu hohe und oft nicht angepasste Geschwindigkeit oder auf Unfälle im Längsverkehr im Zuge von Überholvorgängen zurückzuführen ist.

Improvement of traffic safety on German single carriageway two-lane roads

In Germany, the majority of severe accidents happen on rural roads. The main contributing factors are speeding and inappropriate speed on the one hand and misjudgements of speed and distance in the course of overtaking manoeuvres on the other hand.

Against this background, the Federal Highway Research Institute (BASt) established a task force in order to improve road safety on existing rural roads in Germany by short-term up to medium-term measures. The proposed measures should be implemented and assessed in a wide range field test on rural road test sections.

In order to reduce the likelihood of accidents due to speeding the project focused on the enforcement of speed limits by using speed cameras with an average spacing of 2.5 km. Safeguarding overtaking manoeuvres by constructing additional passing lanes (600 m – 1.200 m) combined with the prohibition of overtaking in sections with one lane per direction aimed at the reduction of overtaking accidents.

Measurements were taken before and after the implementation of each measure to perform a before/after comparison and to investigate the effectiveness of each measure.

After the implementation of speed cameras, high velocities at cross sections with speed cameras were reduced to the level of the legal speed limit. Long term measures showed a development towards more homogeneous velocities over the whole investigated section. The decreasing level of speed on camera enforced test sections had a considerable influence on the number of accidents and their severity. Road safety on these equipped test sections could be improved significantly. Especially driving accidents and overtaking accidents were reduced. Moreover, there was a high acceptance of deploying speed cameras on high risk rural roads.

Safeguard overtaking had a significant influence on the number and severity of accidents. Particularly the risk of head-on crashes could be significantly reduced. The analysis of the traffic flow showed that short passing lanes with lengths of 600 m to 750 m are long enough to dissolve queues formed in sections where overtaking was prohibited. There is no negative influence on traffic flow. This road layout is suitable to upgrade existing roads with poor road safety due to overtaking accidents in particular. There is a broad consent to this measure. To avoid illegal overtaking, sections with the prohibition of overtaking should not be longer than 4 km.

Both implemented measures are able to improve the road safety on rural roads, especially if poor road safety is based on speeding or hazardous overtaking manoeuvres.