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Versorgung psychischer Unfallfolgen

BASt-Bericht M 291

Kerstin Auerbach, Fabian Surges, Bundesanstalt für Straßenwesen
51 Seiten
Erscheinungsjahr: 2019
Preis: 15,50 €

Bestellung eines gedruckten Exemplars bei der Carl Ed. Schünemann KG

Dieser Bericht steht auch kostenfrei im elektronischen BASt-Archiv ELBA zur Verfügung.

Trotz intensiver Bemühungen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit kam es im Jahr 2016 in Deutschland zu rund 2,6 Millionen Straßenverkehrsunfällen. Neben der Erforschung von Unfallursachen sind in den letzten Jahren zunehmend auch die Unfallfolgen in den Fokus nationaler und internationaler Forschungsaktivitäten gerückt. Im Zentrum stehen hierbei vor allem die Analyse von Verletzungsart und -schwere sowie die Kosten von Straßenverkehrsunfällen. Humanitäre Kosten, wie Trauer und Leid, die nicht nur die Verunglückten selber, sondern auch Angehörige, Zeugen oder Helfer betreffen können, fanden bislang jedoch kaum Berücksichtigung. Studien zeigen, dass ein relevanter Anteil von im Straßenverkehr verunglückten Personen nach dem Ereignis psychisch belastet ist. Während in Deutschland die Versorgungsstrukturen zur Behandlung körperlicher Verletzungen in Folge eines Unfalls gut etabliert und eng miteinander verzahnt sind, sind die Angebote und Strukturen zur Versorgung psychischer Unfallfolgen in der Bevölkerung eher weniger gut bekannt und auch von Forschungsseite bislang kaum untersucht.

Primäres Ziel der vorliegenden Untersuchung war es daher, das Versorgungsangebot für Menschen mit psychischen Unfallfolgen in Deutschland zu erfassen und zu systematisieren. Zu diesem Zweck wurde erstmalig eine bundesweite Recherche potenziell an der Versorgung psychischer Unfallfolgen beteiligter Institutionen durchgeführt. Darüber hinaus wurden eine Online-Befragung und Interviews mit Vertretern dieser Institutionen realisiert, um das Versorgungsangebot zu analysieren und gegebenenfalls bestehenden Optimierungsbedarf zu identifizieren. Abschließend wurden die Ergebnisse in einem Experten-Workshop diskutiert und konkrete Ansätze zur Verbesserung der Versorgungssituation erarbeitet.

Im Rahmen der Recherchearbeiten wurden 2.657 potenziell an der Versorgung von Menschen mit psychischen Unfallfolgen beteiligte Institutionen identifiziert. Diese Institutionen wurden dazu eingeladen, sich an einer Online-Befragung zu beteiligen. Anhand der erhobenen Basisdaten (n = 155) zeigte sich unter anderem, dass ein breites Spektrum inhaltlich unterschiedlich ausgerichteter Institutionen an der Versorgung psychischer Unfallfolgen beteiligt ist.

Gleichzeitig existieren kaum spezialisierte Angebote für diese Zielgruppe. Im zweiten Befragungsteil (n = 110), in dem insbesondere bestehende Hürden und Verbesserungsmöglichkeiten im Versorgungsprozess eruiert wurden, zeigte sich deutlicher Optimierungsbedarf: Das Versorgungsangebot in Deutschland wurde von den Befragten mehrheitlich als „eher gering“ bis „mittelmäßig“ eingeschätzt. Vorhandene Angebote seien für die Betroffenen „eher schlecht“ auffindbar, sodass Patienten oftmals „Irrwege“ hinter sich hätten, bis sie ein adäquates Unterstützungsangebot erhielten. Zudem mangele es an Vernetzung zwischen den Institutionen und es gebe – unabhängig von der eigentlichen Betreuung der Betroffenen – einen hohen Arbeitsaufwand, zum Beispiel durch viel Bürokratie.

Ziel der Experteninterviews (n = 17) war es, vertiefende Informationen zu den jeweiligen Institutionen und der Versorgungssituation zu erheben sowie Verbesserungsmöglichkeiten der bestehenden Versorgungsstrukturen zu beleuchten. Dabei spiegelten die Aussagen der Experten weitestgehend die aus der Befragung gewonnenen Erkenntnisse wider. So wurden die aktuell vorhandenen Versorgungsangebote als unzureichend eingeschätzt, bei gleichzeitig hohem Bedarf. Unter anderem wurden Schwierigkeiten bei der Auffindbarkeit der Angebote und der Vernetzung der Behandelnden sowie eine mangelnde Sensibilität hinsichtlich psychischer Unfallfolgen beschrieben. Zur Verbesserung der Auffindbarkeit geeigneter Versorgungseinrichtungen wurde unter anderem die Entwicklung eines „Versorgungsatlas“ thematisiert sowie die Entwicklung eines „Handzettels“ zur Aufklärung und Information der Betroffenen angeregt.

Im Fokus des interdisziplinären Experten-Workshops stand die Erarbeitung von Ansätzen zur Verbesserung der Auffindbarkeit von Informationen bezüglich psychischer Unfallfolgen und deren Behandlungsmöglichkeiten. Hauptziel der Veranstaltung war die Formulierung von Anforderungen, die an einen Versorgungsatlas beziehungsweise einen Handzettel zu stellen sind. Es wurden Details zu Inhalten, Qualitätsmerkmalen, Veröffentlichung und Verbreitung der Instrumente zusammengetragen. Darüber hinaus bestehende Herausforderungen in der Versorgung (zum Beispiel Sensibilisierung aller Beteiligten, Diagnostik, Vernetzung von Einrichtungen, Therapievermittlung, Qualitätsmanagement, Kostenübernahme) wurden ebenfalls diskutiert. Dabei wurden in der Praxis etablierte und bewährte Lösungsansätzen gesammelt und erläutert.

Die Studienergebnisse weisen nachdrücklich auf Handlungsbedarf zur Verbesserung der Versorgungssituation von Menschen mit psychischen Unfallfolgen hin. Als ein wesentlicher Ansatzpunkt wurde dabei die Verbesserung der Auffindbarkeit von Informationen identifiziert. Trotz bestehender Limitationen der Befragungen (zum Beispiel Stichprobengrößen, Freiwilligkeit der Teilnahme), wird die Relevanz der mit dem Forschungsvorhaben aufgegriffenen Thematik durch die Experten betont und eine Weiterführung der Arbeiten als dringlich erachtet. Dieser Einschätzung folgend hat sich im Nachgang des Workshops eine Arbeitsgruppe aus Vertretern verschiedener Organisationen zusammengefunden, um die Weiterentwicklung und Implementierung eines Versorgungsatlas und Handzettels voranzutreiben.

Treatment of psychological consequences of road crashes

In addition to previous research for causes of crashes, national and international science has focused increasingly on crash outcomes during the last decade. This research usually includes the economic costs of crashes and, if people were injured, the nature and outcome of their injuries. Until now, there has been little focus on humanitarian costs like grief and suffering after a crash. Those cannot only be seen in victims of crashes but also in relatives, witnesses and first-aiders. Studies show that after a road crash a significant number of people suffer from psychiatric symptoms. Even though the structures for the treatment of physical harm after a crash are well known in Germany, supply and structures for the treatment of psychological consequences of road crashes are not studied yet.

A primary objective of this study was to determine and systemize the existing range of health care services for people who suffer from psychological consequences of road crashes. For this purpose a nationwide investigation identified facilities, which potentially take care of people with mental problems which occur after a road crash. Furthermore, an online survey and telephone interviews with members of these facilities were carried out to analyze the logistic structure of health care services and to investigate the need for optimization in this field. Finally, results were discussed at a workshop for experts to develop precise interventions to improve the range of supply for people who suffer from psychological consequences of road crashes.

In the nationwide investigation have been 2,657 facilities identified which potentially take care of people who suffer from psychological consequences of road crashes. All of these facilities have been invited to participate in an online survey. Basic data (n = 155) indicates that there is a broad range of facilities with different professional backgrounds taking care of people who suffer psychological consequences of road crashes. At the same time there seem to be few specialized offers of supply of health care services for the target group. The second part of the survey (n = 110), which focused particularly on difficulties and improvement opportunities, shows clearly that there is need for optimization in this area: The quality of the existing structures of health care services were rated almost bad to moderate by the majority of the participants. For the target audience existing support is hard to find which could lead to a delay in the beginning of adequate treatments. Additionally, a lack of networking communication between involved facilities was identified as problematic, as well as a high workload resulting from bureaucracy instead of support for the patients.

Main objective of the interviews (n =17) was to gather more information concerning the involved facilities and the structure of the current situation of suppliers of health care in this matter. Additionally, possible interventions to improve the structure of care for people who suffer from psychological consequences of road crashes were discussed. The interview data confirmed the results of the online survey. Existing support for people with psychological consequences of road crashes was rated insufficient, while a demand for this support was rated high. Amongst other things difficulties in regard to networking between involved institutions, a difficulty for the target audience to be able to find suppliers as well as a lack of awareness for psychological consequences of road crashes were stated. To improve the traceability of existing suppliers, the development of a register of relevant facilities (“Versorgungsatlas”) and an information sheet were recommended by the experts.

Focus of the interdisciplinary workshop was to develop interventions to improve the traceability of supply for people who suffer from psychological consequences of road crashes. Main focus was to develop a standard of requirements for a planned “Versorgungsatlas” respectively the information sheet. Details regarding content, quality standards, publication and distribution of instruments were compiled. Additionally, challenges in supporting people with psychological consequences of road crashes were discussed (e.g.: awareness raising of the involved, diagnostics, networking of the involved facilities, procurement of therapy, quality management, assumption of costs). Best practice and suggestions for solutions were presented.

Results of the study clearly point out that there is need for optimization in regard to the structure of care for people with psychological consequences of road crashes in Germany. Especially the improvement of traceability of existing supply was identified as a highly important matter. Despite existing limitations of the online survey (e.g. small sample, self-selection of participants) central findings were confirmed by experts in interviews and during the workshop. Recommendation was to continue the efforts to improve structures of care for people who suffer psychological consequences of road crashes. Therefore, a group of members of different facilities established the workgroup “AG Versorgungsatlas” to enhance and implement a “Versorgungsatlas” and information sheet after the workshop.

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