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Entwicklung der Anzahl Schwerstverletzter infolge von Straßenverkehrsunfällen in Deutschland

BASt-Bericht M 200

Rolf Lefering, Institut für Forschung in der operativen Medizin, Universität Witten
37 Seiten
Erscheinungsjahr: 2009
Preis: 5,00 €

Bestellung eines gedruckten Exemplars beim Carl Schünemann Verlag GmbH

Sowohl die Zahl der im Straßenverkehr Getöteten wie auch die der Schwerverletzten sind nach Angaben der amtlichen Statistiken in Deutschland seit Jahren rückläufig. Die Gruppe der Schwerverletzten ist allerdings sehr heterogen und umfasst alle Unfallopfer, die für mindestens 24 Stunden in einem Krankenhaus behandelt wurden.

Die vorliegende Untersuchung versucht, mit Hilfe von Daten des Traumaregisters der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) die Frage zu beantworten, ob auch bei den besonders schwer verletzten Verkehrsunfallopfern ein Rückgang der Zahlen zu beobachten ist. Dazu wurden "schwerstverletzte" Patienten definiert als solche, die im Injury Severity Score (ISS) mindestens 9 Punkte erreicht haben und zudem intensivmedizinisch behandelt werden mussten.

Der Zeitraum der Untersuchung umfasst zehn Jahre von 1997 bis 2006, der für einige Fragestellungen zusätzlich in zwei je 5-jährige Phasen unterteilt wurde. Ab 2002 (Phase 2) ist auch eine separate Auswertung für Fahrrad- und Motorradfahrer möglich.

Die erste Fragestellung richtete sich auf die Veränderung der Anzahl schwerstverletzter Verkehrsunfallopfer über die Zeit. Dafür wurden die Daten von über 11.000 Patienten aus 67 verschiedenen Kliniken betrachtet. Pro Klinik wurde ein Durchschnittswert für die Anzahl von Verkehrsunfallopfern bestimmt, der dann mit der tatsächlich beobachteten Zahl verglichen wurde. Im Ergebnis zeigte sich, dass die relativen Abweichungen vom Durchschnitt insgesamt nur etwa ±10 % betragen und dass kein deutlicher Trend einer Abnahme oder Zunahme der Schwerstverletztenzahlen in den vergangenen 10 Jahren erkennbar ist.

In der zweiten Fragestellung wurde untersucht, ob und wie stark ein Rückgang der Letalität zu einem Anstieg der Schwerstverletztenzahlen geführt haben könnte. Es konnte gezeigt werden, dass in den letzten beiden Jahren deutlich weniger Patienten im Krankenhaus verstorben sind, als dies nach ihrer Prognose zu erwarten gewesen wäre. Dieser Rückgang der Letalitätsrate von absolut bis zu 5 (in 2006: Prognose 18 % versus beobachtet 13 %) trägt damit auch zu einer Zunahme bei der Zahl der Schwerstverletzten bei. Zur Abschätzung der Prognose wurde ein im Traumaregister entwickeltes und validiertes Scoresystem (RISC) eingesetzt.

In der letzten Fragestellung sollte geklärt werden, ob sich das Verletzungsmuster bei den Schwerstverletzten in den vergangenen zehn Jahren und abhängig von der Art der Verkehrsteilnahme verändert hat. Insgesamt konnte gezeigt werden, dass der relative Anteil der Autofahrer rückläufig war, von 60 % auf 50 %.

Bei den verletzten Körperregionen zeigt das Schädel-Hirn-Trauma den deutlichsten Rückgang von 69 % auf 60 % insgesamt. Dieser Trend ist bei allen Verkehrsbeteiligten erkennbar. Lediglich Verletzungen der Wirbelsäule werden häufiger gesehen, was aber auch ein Effekt der verbesserten CT-Diagnostik sein kann, zum Beispiel beim Ganzkörper-CT.

Je nach Art der Verkehrsbeteiligung zeigen sich sehr unterschiedliche Verletzungsmuster. Verletzungen des Kopfes sind bei Radfahrern und Fußgängern dominierend (über 70 %), während Motorradfahrer hier die günstigsten Raten zeigen (45 %). Motorrad- und Autofahrer haben die höchsten Raten für Verletzungen des Brustkorbs und im Bauchraum, bedingt durch die im Mittel höheren einwirkenden Kräfte auf den Körper.

Insgesamt lassen sich die Daten des DGU-Traumaregisters gut nutzen, um typische Verletzungsmuster zu beschreiben und um relative Veränderungen bei der Zahl der Schwerstverletzten über die Zeit nachzuweisen.

Beobachtungszeiträume von zehn Jahren und mehr, wie im vorliegenden Fall, ermöglichen auch aktuelle Trendaussagen. Epidemiologische Aussagen wie in den amtlichen Statistiken sind aber nur sehr eingeschränkt möglich, da das Traumaregister bisher nur auf freiwilliger Basis Daten sammelt.

Development of the number of persons critically injured as a result of road traffic accidents in Germany

The number of people, who died in traffic accidents or were severely injured, is decreasing since years, according to official national statistics. However, the group of severely injured people is very heterogenous and coveres all people who have to stay in hospital for at least 24 hours.

The present investigation uses data from the DGU (Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie) Trauma Registry in order to answer the question whether the number of very severely injured patients is decreasing as well. In this context, "very severely injured" patients were defined as those with an ISS (Injury Severity Score) of at least 9 points, who additionally required intensive care in hospital.

A 10-year-period from 1997 until 2006 was considered, divided in two consecutive phases of 5 years each. In the second phase data could be analyzed for bicycle riders and motor bike drivers separately, due to a change in documentation.

The first analysis addressed the question of a relative change in the number of very severely injured patients over time. For this, data from more than 11000 traffic accident victims from 67 different hospitals were used. For each hospital, the expected number of traffic accident victims per year was calculated as annual average. This number was compared with the actual observed annual numbers. As main result there were only minor variations of about ±10% deviation from the expected number, without an obvious trend over time.
The second analyses considered the fact that an decreasing number of non-survivors in hospital could increase the number of very severely injured survivors. Annual mortality figures were compared with an expected number of deaths, based on a prognostic scoring system (RISC). This score was developed and validated in the DGU Trauma Registry. It was found that observed mortality was significantly lower in the most recent two years, and mortality rate was up to 5% lower than expected (in 2006: prognosis: 18% versus observed 13%). This effect is assumed to contribute to the fact that the number of very severely injured patients did not change.

The final question was about the pattern of injuries for different types of traffic participation (car/lorry, motorbike, bicycle, pedestrian), and if there were changes over time during the last 10 years.

It could be shown that drivers of cars and lorries are less frequently seen in that severely injured population; their portion reduced from 60% to 50%.

Regarding the injured body region, there was a decreasing trend for head injury, in total from 69% to 60% of all patients. This decrease was observed in all subgroups of traffic participation. The only body region that showed a substantial incease was the spine, but this could also, at least in part, be induced by an improved diagnostic process with whole body CTs.

Injury pattern vary substantially with respect to the type of traffic participation. Head injuries were most frequently observed in pedestrians and bicyclists (more than 70%), while motor bike drivers showed the lowest rate (45%). Car/lorry driver and motorbike riders showed the highest rates for thoracic and abdominal injuries, which could be explained by the high energy usually invovled in these kind of accidents.

In summary, data from the DGU Trauma Registry could well be used to describe typical injury pattern, and to evaluate relative changes over time, both in pattern and incidence rates of severely injured patients.

Observation periods of 10 years or more, as in the present analysis, are appropriate to detect actual trends over time. Epidemiologic results as provided by the official federal statistics department are not possible since the registry is based on voluntary participation only.