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Geschlechtsspezifische Interventionen in der Unfallprävention

Ausgehend von der Beobachtung, dass Jungen und männliche Jugendliche ein höheres Verletzungsrisiko im Straßenverkehr tragen als Mädchen und weibliche Jugendliche, werden in der vorliegenden Arbeit mögliche Ursachen für dieses Phänomen diskutiert und aus den Erklärungsansätzen Konzepte sowie Maßnahmen geschlechtsbezogener Interventionen in der Verkehrserziehung abgeleitet.

Problemstellung

Jährlich verunglücken in Deutschland mehr als 40.000 Kinder unter 15 Jahren sowie mehr als 30.000 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 18 Jahren im Straßenverkehr. Hierbei tragen Jungen insgesamt ein deutlich höheres Verletzungsrisiko als Mädchen. Es stellt sich daher die Frage, ob der Verkehrserziehung von Kindern und Jugendlichen in Abhängigkeit vom Geschlecht unterschiedliche Ziele, Inhalte und Methoden zugrunde gelegt werden soll. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass darüber hinaus das zu Unfällen führende Verhalten bei der Verkehrsteilnahme nicht nur unterschiedlich ist zwischen Jungen und Mädchen, sondern sich auch mit dem Alter verändert. Diese Fakten werden zwar in zahlreichen Veröffentlichungen dargestellt, doch wird dabei selten eine Verknüpfung zwischen den Kategorien Alter und Geschlecht vorgenommen. Die vorliegende Untersuchung will diese Lücke schließen.

Untersuchungsmethode

Die vorliegende Untersuchung verfolgt zwei grundsätzliche Ziele: Einerseits soll das Phänomen der geschlechtsabhängig unterschiedlichen Unfallbeteiligung detailliert beschrieben und andererseits die möglichen Ursachen dieser Tatsache beleuchtet werden. Dem entsprechend liegt der Untersuchung eine umfangreiche Literaturanalyse zugrunde. Darauf aufbauend wurden insgesamt 25 teilstandardisierte Interviews mit Fachleuten aus den Bereichen Verkehrserziehung, Erziehung und Freizeitpädagogik geführt. Grundlage der Gespräche war ein themenzentrierter Interviewleitfaden, der für die verschiedenen Zielgruppen in Teilen variiert und angepasst wurde. Die Interviewergebnisse wurden zu den unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten "Geschlechtsunterschiede", "Lehren und Lernen", "Straßenverkehr" und "Verhaltensweisen bei der Verkehrserziehung" zusammengefasst.

Ergebnisse

Die Befragungsergebnisse aus den Interviews stützen im Wesentlichen die Ergebnisse der Literaturanalyse. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschlechterrolle steht vor allem in einem engen Zusammenhang mit riskantem Verhalten und damit der erhöhten Unfallgefährdung von Jungen und männlichen Jugendlichen. Diese Thematik sollte daher ein wichtiger Bestandteil in der Verkehrserziehung sein. Die unterschiedlich hohe Unfallbeteiligung der Geschlechter ist multikausal bedingt. Entsprechend muss die Interaktion körperlicher, psychischer und sozialer Bedingungen bei der Ursachensuche berücksichtigt werden. Insbesondere die Verhaltensausprägungen "unsicher", "aggressiv" und "riskant", die von den unterschiedlichen personalen Bedingungen beeinflusst werden, stehen eng mit unfallträchtigem Verhalten im Straßenverkehr in Verbindung und können einen Beitrag zur Klärung geschlechtsbezogener Unterschiede leisten.

Folgerungen

Aufbauend auf den Ergebnissen der Literaturanalyse und der Befragung von Fachleuten wurden geschlechtsbezogene Interventionsmaßnahmen entwickelt, die das Fehlverhalten und die Risikosuche von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt stellt. Ein wichtiger Bestandteil ist hierbei die Reflexion und die Darstellung der eigenen Geschlechterrolle speziell für Jungen und männliche Jugendliche. Die Bedeutsamkeit dieser Inhalte konnte im Rahmen einer Expertendiskussion bestätigt werden. Im vorliegenden Bericht wird die Konzeption von Interventionsansätzen im Bereich des Risikomanagements von Kindern und Jugendlichen im Straßenverkehr dargestellt. Neben der Definition der jeweiligen Zielgruppe und der Darstellung der Ziele werden allgemeine Hinweise zu den Möglichkeiten der Umsetzung und Implementierung gegeben. Ein exemplarischer Entwurf für eine Interventionsmaßnahme wurde für die Altersgruppe der 12- bis 14-jährigen Schüler und Schülerinnen (Klassen 6 bis 8) ausgearbeitet.

Gender-related accident prevention

Based on the observation of higher injury risk in boys and male adolescents compared with those of girls the present study discusses reasons for this phenomenon. Subsequently, concepts of gender-specific traffic education were deduced.

An analysis of literature indicates multicausal conditions of different accident rates between boys and girls. Therefore, interactions between physical, psychological, and social determinants of accidents have to be considered. Particularly, "unconfident", "aggressive" and "risky" behaviour are affected by personal conditions, strongly related with high accident rates, and could help to clarify different accident rates between boys and girls.

Semi-structured interviews with experts from traffic education, school, and leisure education corroborate the results of the literature analysis. It becomes apparent that risky behaviour and therefore higher injury rates are closely connected to boys‘ handling of their own gender role. Thus, gender role should play an important role in traffic education.

Based on literature analysis and expert interviews gender-related measures were developed that focus especially on behavioural errors and risk seeking of children and adolescents. In these measures the reflection and demonstration of boys’ gender role is a significant element. The meaning-fulness of these topics could be corroborated in discussions with experts.