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Verkehrssicherheit von Radfahrern – Analyse sicherheitsrelevanter Motive, Einstellungen und Verhaltensweisen

Radfahren schont die Umwelt und ist gesund, doch Radfahrer leben auch gefährlich. Der Rückgang der Verunglücktenzahlen bleibt hinter der allgemeinen Unfallentwicklung zurück. Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) führte eine repräsentative Befragung zum Fahrradfahren durch und analysierte eine große Anzahl von Fahrradunfällen. Die Ergebnisse ermöglichen die Entwicklung neuer Maßnahmen für die Verkehrssicherheit.

Das Foto zeigt einen Crashtest mit einem Auto und einem Fahrrad mit Kindersitz Die Bundesanstalt für Straßenwesen forscht, um den Radverkehr sicherer zu machen (Bild: BASt)

Aufgabenstellung

Mit dem Ziel, die Zahl der verunglückten Fahrradfahrer zu reduzieren analysierte die BASt sicherheitsrelevante Motive, Einstellungen und Verhaltensweisen von Radfahrern. Aufgabe war die Identifizierung von Problemfeldern der Verkehrssicherheit von Radfahrern, um darauf basierende Maßnahmen für die Verkehrssicherheitsarbeit abzuleiten.

Untersuchungsmethode

Eine grundlegende Literaturanalyse ermöglichte eine umfassende Darstellung der Erkenntnisse, die über Einflussfaktoren auf die Verkehrssicherheit von Radfahrern bestehen. Zudem wurde eine repräsentative Befragung von Radfahrern ab 14 Jahren durchgeführt. Erfasst wurden die Angaben von über 2.000 Personen, die in den letzten zwölf Monaten vor dem Interview ein Fahrrad genutzt haben. Daraus erfolgte eine Beschreibung von Nutzungsmotiven und -gewohnheiten, Einstellungen und Risikowahrnehmung sowie Unfallbeteiligungen. Zum Zweck einer Unfallanalyse wurden verunfallte Radfahrer in 23 Kliniken des Traumanetzwerkes Nord-West (TNNW) um das Ausfüllen eines Fragebogens gebeten. 2.768 verwertbare Datensätze verunglückter Radfahrer konnten so erfasst werden. Ergänzt wurden die Unfallbeschreibungen der Radfahrer um Verletzungs- und Behandlungsdaten der Kliniken. Als Vergleich zu den Erkenntnissen des TNNW fand eine Auswertung von Daten der Region British Columbia, Kanada (BC) statt. Zur Erhöhung der Sicherheit für den Radverkehr wurden daraufhin Maßnahmen für die künftige Verkehrssicherheitsarbeit entwickelt.

Ergebnisse

Die Literaturanalyse zeigte auf, dass Männer ein größeres Unfallrisiko beim Radfahren aufweisen als Frauen. Das größte Getötetenrisiko besteht für Personen ab 65 Jahre. Die Wahrscheinlichkeit, an den Folgen des Radunfalls zu sterben, ist für alkoholisierte Unfallopfer größer. Die Dunkelziffer von nicht in der amtlichen Unfallstatistik erfassten Fahrradunfällen wird auf etwa 70 Prozent geschätzt. Die repräsentative Befragung ergab ein nur diffuses Wissen über die geltende Alkohol-Promillegrenze für Radfahrer. Über die Hälfte der Befragten sieht die Ablenkung durch Telefonieren oder Musik Hören beim Radfahren als gefährlich an. Jüngere Personen führen häufiger ablenkende Tätigkeiten während des Radfahrens aus. Knapp acht Prozent aller Radfahrer hatten in den letzten drei Jahren einen Verkehrsunfall mit dem Fahrrad. Der größte Anteil verunfallter Personen findet sich unter den 18- bis 24-Jährigen. Im Rahmen der Unfallanalyse machte die Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen mit einem Fünftel die größte Gruppe aus, gefolgt von den über 65-Jährigen. Annähernd die Hälfte der verletzten Radfahrer nutzte das Fahrrad fast täglich. Elf Prozent der Patienten erklärten, beim Unfall einen Helm getragen zu haben, Männer fast doppelt so häufig wie Frauen. Jedes vierte verunfallte Kind in der Gruppe trug einen Helm, aber nur etwas mehr als drei Prozent der 18- bis 24-Jährigen. Die meisten Unfälle waren Alleinunfälle. Je älter die Patienten waren, desto größer war ihr Anteil an stationär Behandelten, zudem stieg die Verletzungsschwere an. Bei stationären Patienten machten Kopfverletzungen neben den äußeren Verletzungen den größten Anteil aus. Bei acht Prozent der Patienten wurden Schädel-Hirn-Traumata diagnostiziert. Der Anteil an Kopfverletzungen war für stationäre Patienten, die keinen Helm trugen, fast zehnmal größer als für Helmträger mit stationärer Behandlung. Zwölf Prozent aller Fahrradunfälle wurden nach Angaben der Patienten polizeilich protokolliert, bei Alleinunfällen war eine Unfallaufnahme nur in vier Prozent der Fälle bekannt.

Folgerungen

Die Forschungsergebnisse erlauben die Ableitung von Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit für Radfahrer. Erforderlich ist eine verstärkte Aufklärung über Gefahren von Alkoholeinfluss und Ablenkung durch mobile elektronische Geräte. Denkbar wären theoretische Kurse oder praktische Fahrradtrainings zur Auffrischung der Regelkenntnisse. Sinnvoll wäre eine stärkere Überwachung und Sanktionierung des Fehlverhaltens von Radfahrern. Zur Thematisierung von Fehlverhalten sollten Schwerpunktkontrollen unter Einbeziehung der Medien erwogen werden. Regelwerkskonform gestaltete Radinfrastrukturen tragen zur Reduktion regelwidrigen Verhaltens bei. Eine vermehrt positive Darstellung der Fahrradhelmnutzung kann die freiwillige Helmtragequote steigern. Zur Reduzierung der Verletzungsschwere bei einem Unfall sollte die Weiterentwicklung von technischen Fahrzeugeinrichtungen forciert werden. Denkbar wären hier sowohl ein Fahrrad-Airbag als auch Car-to-bike-Kommunikationseinrichtungen.

  • Kontakt

    Bundesanstalt für Straßenwesen
    Brüderstraße 53
    51427 Bergisch Gladbach
    Info-Service
    Telefon: 02204 43-9101
    Fax: 02204 43-2550
    info@bast.de

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