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Intervention für punkteauffällige Fahrer – Konzeptgrundlagen des Fahreignungsseminars

Die Reform des Punktsystems bringt Veränderungen der Interventionsmaßnahmen für verkehrsauffällig gewordene Kraftfahrer mit sich. Künftig sollen Fahreignungsseminare, die aus einer verkehrspsychologischen und einer verkehrspädagogischen Teilmaßnahme zusammengesetzt sind, die bisherigen Aufbauseminare ersetzen. Die Grundlagen hierfür wurden im Rahmen dreier Forschungsprojekte der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) erarbeitet.

Gezeigt wird die neue und die alte Punktebewertung im Vergleich Die neue und die alte Punktebewertung im Vergleich (Bild: BMVI)

Aufgabenstellung

Im Zuge der Reform des Punktsystems standen auch die in der Vergangenheit durchgeführten Aufbauseminare auf dem Prüfstand. Künftige Interventionsmaßnahmen sollten dem Stand der Forschung entsprechen, wissenschaftlich begründet sein und empirisch gestützt werden. Das Konzept zur verkehrspsychologischen Teilmaßnahme des Fahreignungsseminars wurde vom Institut für Psychologie (Abteilung Sozialpsychologie) der Universität Greifswald entwickelt, das Konzept zur verkehrspädagogischen Teilmaßnahme vom Institut für Angewandte Familien-, Kindheits- und Jugendforschung (IFK) an der Universität Potsdam. Für letztgenannte Teilmaßnahme wurde im gleichen Haus auch ein Rahmenlehrplan entwickelt.

Forschungsprojekt: Optimierung der Interventionsmaßnahmen im Rahmen der Reform des Mehrfachtäter-Punktsystems

Untersuchungsmethode

Zur Ermittlung valider Eckpunkte einer sicherheitswirksamen Interventionsmaßnahme erfolgte zunächst die Zusammenstellung von bisher erschienen Forschungsergebnissen, die für derartige Maßnahmen relevante Qualitäts-, Wirksamkeits- und Erfolgsfaktoren beinhalten. Basierend auf diesem Überblick wurde eine Befragung von Personen mit Fachexpertise zur Wirksamkeit verschiedener Interventionsstrategien durchgeführt. In nachgeschalteten Feedback-Runden erfolgte ein Abgleich des wissenschaftlichen Zwischenstandes mit den Vorschlägen von Fachverbänden und Vertretern der Anwendungspraxis. Damit verbunden war eine Überprüfung, ob grundsätzliche Widersprüche zwischen Wissenschaft und Praxis bestehen, inwieweit der Bedarf einer weiteren Optimierung besteht und ob eine Maßnahme als durchführbar und Erfolg versprechend wahrgenommen wird.

Ergebnisse

Durch die Zusammenfassung der wesentlichen Erkenntnisse der Therapie- und Beratungsforschung ergaben sich Ansätze für eine verbesserte Maßnahme im Rahmen des Punktesystems. Vorgeschlagen wurde eine hochwertige und schulenübergreifende verkehrspsychologische Teilmaßnahme für das Fahreignungsseminar, welches auf einer Kombination von Beratung und Intervention beruht. Die spezifizierten Inhalte der Maßnahme lassen vermuten, dass die Auseinandersetzung der Teilnehmenden mit ihren problematischen Verhaltensweisen gefördert wird. Sowohl in der Implementierungsphase als auch später sollen Evaluationsprozesse zur dauerhaften und standardisierten Qualitätssicherung beitragen.

Forschungsprojekt: Konzeption einer edukativen Teilmaßnahme der Fahreignungsseminare für verkehrsauffällige Kraftfahrer

Untersuchungsmethode

In einem ersten Schritt wurden im Rahmen einer Literaturrecherche Anforderungen herausgearbeitet, die sich aus dem empirischen Erkenntnisstand zur Verhaltensänderung und zum Erwerb von Handlungskompetenzen ableiten lassen. Nachfolgend wurden durch die Sichtung nationaler und internationaler Evaluationsbefunde zu Interventionsmaßnahmen für verkehrsauffällige Kraftfahrende effektive Wirkfaktoren identifiziert. Darauf aufbauend wurden Empfehlungen zur Gestaltung einer verkehrspädagogischen Teilmaßnahme entwickelt. Zur Sicherstellung synergetischer Verknüpfungen wurde der Konzeptentwurf mit den Entwicklern der verkehrspsychologischen Teilmaßnahme diskutiert.

Ergebnisse

Im Rahmen des Projekts konnten Seminarinhalte, zu verwendende Vermittlungsmethoden sowie einzusetzende Lehr- und Lernmedien für die verkehrspädagogische Teilmaßnahme bestimmt werden, die eine verbesserte Selbstreflexion des eigenen Fahrverhaltens und eine Steigerung des Problembewusstseins fördern. Zudem wurden Qualifikationsanforderungen an die zukünftigen Seminarleiter und -leiterinnen beschrieben. Die abschließende Erörterung mit Experten aus der Fahrlehrerschaft und mit Seminarleitern erwies sich als Möglichkeit zur Optimierung des vorgelegten Konzepts.

Gezeigt werden die Auswirkungen der edukativen Teilmaßnahme auf die Motivation, das Handlungswissen und das Verhalten der Seminarteilnehmer Auswirkungen der edukativen Teilmaßnahme auf die Motivation, das Handlungswissen und das Verhalten der Seminarteilnehmer (Bild: IFK Universität Potsdam)

Forschungsprojekt: Entwicklung eines Rahmenlehrplans für den edukativen Teil des Fahreignungsseminars

Untersuchungsmethode

Basierend auf den theoretischen Grundlagen zur Struktur von Rahmenlehrplänen und ihren Entwicklungsphasen wurde ein Entwurf eines Rahmenlehrplans erstellt und anlässlich einer Anhörung im Bundesverkehrsministerium der Fachöffentlichkeit präsentiert. Die Anregungen der Personen mit Fachexpertise flossen im Zuge einer nachfolgenden Überarbeitung in den Entwurf ein. In einem dritten Schritt wurde ein Anwendungsbeispiel präzisiert und anhand einer Machbarkeitsstudie erprobt. In zwei Erprobungsdurchläufen mit verkehrsauffälligen Kraftfahrenden wurde es von allen Beteiligten als auch von Beobachtern beurteilt. Abschließend fand eine Einschätzung des revidierten Rahmenlehrplans und der Erprobungsergebnisse durch eine Experten-Gruppe statt.

Ergebnisse

Im vorliegenden Rahmenlehrplan werden die Mindestanforderungen an die seminarspezifischen Lehr- und Lernziele und Inhalte sowie die nach Wahl einzusetzenden Methoden und Medien für die verkehrspädagogische Teilmaßnahme festgelegt. Damit ergibt sich die Möglichkeit einer bundesweit einheitlichen Durchführung dieser Teilmaßnahme. Zur Beurteilung der inhaltlichen wie verkehrspädagogisch-didaktischen Durchführungsqualität wurden ein Qualitätskriterienkatalog sowie ein Entwurf für ein systematisches Beobachtungsverfahren entwickelt. Im Vergleich zu bisherigen Aufbauseminaren lässt die durchgeführte Machbarkeitsstudie auf eine erhöhte inhaltliche und didaktische Qualität der Teilmaßnahme schließen.

Folgerungen

Die Ergebnisse der „Untersuchung zur Optimierung der Interventionsmaßnahmen im Rahmen der Reform des Mehrfachtäter-Punktsystems“ begründen die Sinnhaftigkeit einer Teilnahme an einer fahreignungsfördernden Maßnahme im Rahmen des Punktsystems. Ein wirkungsvolles Vorgehen kann in der verkehrspsychologischen Teilmaßnahme wegen der Heterogenität der zugrunde liegenden Problemlagen nur im Einzelsetting durch besonders qualifizierte Verkehrspsychologen erfolgen.

Die im Projekt „Konzeption einer edukativen Teilmaßnahme der Fahreignungsseminare für verkehrsauffällige Kraftfahrer“ entwickelte verkehrspädagogische Teilmaßnahme eignet sich zur Durchführung in Kleingruppen. Da die anzuwendenden Lehrmethoden nicht dem üblichen Fahrschulunterricht entsprechen, ist eine spezielle Zusatzqualifikation der als Seminarleitung vorgesehenen Fahrlehrer und -lehrerinnen erforderlich.

Der für den verkehrspädagogischen Teil des geplanten Fahreignungsseminars entwickelte Rahmenlehrplan hat als Anlage zur Fahrerlaubnisverordnung verbindlichen Charakter.
Die Forschungsergebnisse wurden umfassend im Gesetzentwurf zur Neugestaltung des Punktsystems (zukünftig: Fahreignungs-Bewertungssystem) berücksichtigt.

Gezeigt wird ein Vorschlag zur Struktur der Gesamtmaßnahme für mehrfach verkehrsauffällige Kraftfahrer Vorschlag zur Struktur der Gesamtmaßnahme für mehrfach verkehrsauffällige Kraftfahrer (Bild: IFK Universität Potsdam; Hintergrundgrafik BMVI)

  • Kontakt

    Bundesanstalt für Straßenwesen
    Brüderstraße 53
    51427 Bergisch Gladbach
    Info-Service
    Telefon: 02204 43-9101
    Fax: 02204 43-2550
    info@bast.de

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