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Verkehrssicherheitsrelevante Leistungspotenziale, Defizite und Kompensationsmöglichkeiten älterer Autofahrer

Die demografische Entwicklung führt zu einer beständig wachsenden Zahl von Senioren und Seniorinnen, die motorisiert am Straßenverkehr teilnehmen. Im Rahmen eines Forschungsprojekts der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) wurden die Leistungspotenziale, die möglichen Leistungsdefizite sowie die Möglichkeiten, diese Defizite durch entsprechende Verhaltensweisen auszugleichen, eingehend untersucht. An der Studie beteiligten sich das Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund, die Neurologische Klinik der Universitätsklinik Aachen und das Zentrum für Alternskulturen an der Universität Bonn.

Das Foto zeigt eine ältere Dame am Steuer eines PKW Ältere Menschen stellen in Deutschland das am stärksten wachsende Segment der Bevölkerung dar (Bild: BASt)

Aufgabenstellung

Ältere Menschen stellen in Deutschland das am stärksten wachsende Segment der Bevölkerung dar. Den Prognosen zufolge wirkt sich die demografische Entwicklung unmittelbar auf die künftige Zusammensetzung der Teilnehmer am motorisierten Straßenverkehr aus: Im Jahr 2025 werden etwa 80 Prozent der 80-jährigen Frauen und 100 Prozent der 80-jährigen Männer im Besitz eines Führerschein sein. Um auf künftige Anforderungen adäquat reagieren zu können, bedurfte es einer umfassenden Dokumentation der Grundlagen verkehrsbezogener Leistungspotenziale, Defizite und Kompensationsmöglichkeiten älterer Verkehrsteilnehmer. Besonderes Interesse galt der Frage, inwieweit die Ergebnisse bestimmter Leistungstests, die im Versuchslabor durchgeführt wurden, eine zuverlässige Aussage darüber erlauben, wie gut oder wie schlecht Ältere tatsächlich Auto fahren können.

Untersuchungsmethode

Im Rahmen einer ausführlichen Literaturanalyse wurden die verkehrssicherheits-relevanten Forschungsergebnisse aus Psychologie und Medizin erfasst. Ein spezieller Fokus lag auf der Analyse der Mindestanforderungen für bestimmte sicherheitsrelevante Leistungsbereiche und der Frage, welchen Einfluss mögliche alters- oder krankheitsbedingte Leistungseinbußen auf das Erfüllen von Mindestanforderungen haben. Zentral war auch die Frage, inwieweit eine nicht erfüllte Mindestanforderung in einem Bereich durch die Leistung in anderen Bereichen kompensiert werden kann. Im Rahmen der Literaturanalyse wurde außerdem eruiert, welchen Beitrag bestehende psychometrische Leistungstests zur Feststellung der Fahreignung von Seniorinnen und Senioren liefern können. Ergänzend wurde eine empirische Untersuchung durchgeführt, in der zum einen psychometrische Leistungsdaten erhoben wurden, zum anderen mit Probanden eine Realfahrt unter wissenschaftlicher Aufsicht durchgeführt wurde.

Ergebnisse

Seniorinnen und Senioren sind in der Lage, sich auf alters- und krankheitsbedingte Leistungseinbußen einzustellen und ihr Mobilitäts- und Fahrverhalten entsprechend anzupassen. Nur das kalendarische Alter erlaubt keine zuverlässige Vorhersage des Leistungsvermögens in Einzelbereichen. Auch die Ergebnisse psychometrischer Leistungstests erlauben alleine keine gesicherte Aussage darüber, ob die notwendigen Kompetenzen zum Autofahren vorhanden sind. Aufgrund des guten Abschneidens bei psychometrischen Leistungstests kann relativ sicher ein gutes Abschneiden bei einer Fahrverhaltensbeobachtung im Realverkehr vorhergesagt werden. Umgekehrt jedoch kann von einem schlechten Testergebnis nicht sicher auf ein schlechtes Abschneiden beim Fahren im Realverkehr geschlossen werden. Schlechte Leistungswerte in psychometrischen und medizinischen Tests sind kein hinreichendes Kriterium, die Fahreignung grundsätzlich infrage zu stellen. Gibt es Zweifel an der Fahreignung, ist nach dem derzeitigen Stand der Forschung eine Fahrverhaltensbeobachtung die geeignetste Methode zur zuverlässigen Einschätzung der Fahrkompetenz älterer Menschen. Dafür bedarf es jedoch der Definition von Mindestanforderungen, die beim Durchfahren einer Teststrecke im realen Verkehr zu erfüllen sind.

Folgerungen

Die Ergebnisse dieser Studie stützen die politische Ablehnung einer obligatorischen Eignungsuntersuchung für ältere Autofahrer. Die für Deutschland bestehenden gesetzlichen Regelungen gelten als hinreichend. Eine Verbesserung der Verkehrssicherheit älterer Verkehrsteilnehmer wird insbesondere mit Hilfe einer gezielten Beratung durch Hausärzte gesehen, die als kompetente Kontaktstellen bei der Frage der Defiziterkennung eine wichtige Funktion erfüllen können. Außerdem empfiehlt sich, das Leistungspotenzial älterer Menschen durch speziell entwickelte Fahrtrainings zu erhöhen. Zur zuverlässigen Beurteilung der Fahrtauglichkeit von Seniorinnen und Senioren sollte die Fahrverhaltensbeobachtung mit definierten Mindestanforderungen als standardisiertes Verfahren herangezogen werden. Die Zusammenhänge zwischen Fahrkompetenz und Beeinträchtigungen durch vorliegende Krankheiten sind bislang nur lückenhaft untersucht. Daraus ergibt sich weiterer Forschungsbedarf.

  • Kontakt

    Bundesanstalt für Straßenwesen
    Brüderstraße 53
    51427 Bergisch Gladbach
    Info-Service
    Telefon: 02204 43-9101
    Fax: 02204 43-2550
    info@bast.de

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