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Psychologische Rehabilitations- und Therapiemaßnahmen für verkehrsauffällige Kraftfahrer

Außerhalb des gesetzlich geregelten Bereichs der Rehabilitation verkehrsauffällig gewordener Kraftfahrer in Deutschland gibt es zahlreiche zusätzliche psychologische Interventionsangebote. Ein Teil davon wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes der Bundesanstalt für Straßenwesen hinsichtlich der Ziele, Methoden und Wirksamkeit analysiert. Aus den Ergebnissen werden Vorschläge zur Optimierung der Verfahren zur Wiedererlangung der Fahrerlaubnis abgeleitet.

Problem

Die Durchführung von Nachschulungs- und Rehabilitationsmaßnahmen für verkehrsauffällige Kraftfahrer ist in Deutschland zu einem wesentlichen Teil durch das Straßenverkehrsgesetz (StVG) und die Fahrerlaubnisverordnung (FeV) geregelt. In den letzten Jahren wurden außerhalb des gesetzlich geregelten Bereichs weitere Interventionskonzepte entwickelt. Sie sind in ihren Inhalten und Zielen in der Regel anspruchsvoller angelegt und bieten damit zusätzliche Rehabilitationschancen für Kraftfahrer mit einer massiven Auffälligkeitsproblematik. Das Ziel der vorliegenden empirischen Erhebung besteht darin, eine Bestandsaufnahme dieser Ansätze, ihrer Inhalte und Methoden, ihrer theoretischen Begründung, ihrer Wirksamkeit und ihrer Nutzung durchzuführen und ihre Rolle und Bedeutung im Gesamtsystem der Kraftfahrerrehabilitation in Deutschland abzuschätzen. Auf der Basis von Wirksamkeitsuntersuchungen bestehender Ansätze und den Ergebnissen der durchgeführten Studie werden Vorschläge zur Qualitätssicherung zusammengestellt.

Untersuchungsmethode

Angesichts der Vielfalt von Therapie- und Rehabilitationsangeboten außerhalb des gesetzlich geregelten Bereichs war davon auszugehen, dass es nicht möglich sein würde, Informationen über alle existierenden Maßnahmen zu erhalten. Bei der Datenerhebung wurde deshalb die Perspektive eines Betroffenen eingenommen, das heißt eines Kraftfahrers, der sich nach dem Verlust der Fahrerlaubnis um fachliche Unterstützung bemüht. Dabei wurde als naheliegend angesehen, dass sich ein Betroffener bei der Informationssuche in erster Linie zunächst an die für ihn zuständige Fahrerlaubnisbehörde wendet oder auf das Informationsangebot des Internets zugreift.Im Jahr 2003 wurden bundesweit Mitarbeiter von 450 Verkehrsbehörden kontaktiert und gebeten, die in ihrem Zuständigkeitsbereich angebotenen psychologischen und pädagogischen Interventionsangebote für verkehrsauffällige Kraftfahrer zu benennen. Die Befragung erfolgte telefonisch anhand eines halbstandardisierten Interviewleitfadens.Außerdem erhielten 827 Anbieter psychologischer Rehabilitations- und Therapiemaßnahmen außerhalb des gesetzlichen Bereiches einen Fragebogen mit der Bitte, die von ihnen durchgeführten Interventionen zu beschreiben. 285 Anbieter nahmen an der Befragung teil. Zusätzlich erfolgte eine Analyse von Beratungs- und Therapieangeboten im Internet. In Ergänzung dazu wurden verschiedene Rehabilitations- und Therapiemaßnahmen im Ausland sowie ein Ansatz zur frühzeitigen Intervention in Deutschland (Greifswalder Modell) analysiert.

Ergebnisse

Die außerhalb des gesetzlich geregelten Bereichs gemachten Angebote für verkehrsauffällige Kraftfahrer lassen sich von den umfassenden Beratungs- und Therapiemaßnahmen für Menschen mit Missbrauchs-und Suchtproblematik nur schwer abgrenzen. Die Ergebnisse der Untersuchung sowie ein internationaler Vergleich der Rehabilitationssysteme in Europa, USA, Kanada und Australien zeigen, dass qualitätssichernde Maßnahmen außerhalb des gesetzlich festgelegten Bereichs vor allem Regelungen zur Qualifikation der Mitarbeiter, zu deren Weiterbildung und Supervision, zur Qualität der diagnostischen Verfahren und eingesetzten Interventionsmethoden sowie zu Mindestanforderungen hinsichtlich der Überprüfung ihres Erfolgs umfassen sollten. In vielen Fällen existieren bei den Untersuchungsteilnehmern bereits Regelungen zur Qualitätsssicherung, die von der Weiterbildung und Supervision der Mitarbeiter über Dokumentation bis zur Durchführung von Evaluationsstudien reichen. Die meisten Anbieter, deren Internetseiten analysiert wurden, machten allerdings keine Angaben dazu, ob sie Maßnahmen zur Qualitätssicherung eingeführt haben. Gleichwohl kann die überwiegende Anzahl dieser Angebote als seriös bewertet werden.Die Ergebnisse werden nach den Befragungen der verschiedenen Untersuchungsgruppen sowie nach der Internetrecherche getrennt dargestellt.

Folgerungen

Empfohlen werden Kooperationen mehrerer Anbieter respektive die Mitgliedschaft in Berufs- oder Fachverbänden sowie die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems (QMS). Verbesserungsbedürftig ist die Information der Betroffenen über die notwendigen Maßnahmen. Es wird für sinnvoll erachtet, Standards für die Beratungstätigkeit zu erarbeiten und geeignete Strategien für Berater zu entwickeln sowie größeren Wert auf eine möglichst frühzeitige Teilnahme an angemessenen Rehabilitationsmaßnahmen zu legen, die zu einem baldigen Wiedererwerb des Führerscheins führen. Im Bericht wird die Notwendigkeit betont, dass und an welchen Schnittstellen verkehrsauffällige Kraftfahrer frühzeitig über mögliche und notwendige Rehabilitationsmaßnahmen informiert werden sollen.

Psychological rehabilitation and treatment measures for traffic offenders

The empirical study at hand aimed at collecting psychological and educational treatment services beyond the scope of measures regulated by the German road traffic laws in order to analyze their relevance within the general driver rehabilitation system in Germany. In addition, an international comparison of established rehabilitation systems across Europe, USA, Canada and Australia was carried out.The study results reveal that a variety of treatment offers exists in Germany. These include short term interventions as well as comprehensive counselling and therapeutic measures for persons with substance abuse or addiction disorders. Based on effectiveness studies of existing approaches and further analyses of the present study, recommendations for quality assurance are made. Quality assurance steps should cover regulations on the qualification of staff, their training and supervision, on the quality of diagnostic methods, on the documentation of the interventions as well as on minimum requirements for evaluations and effectiveness studies. Finally, suggestions for improvements of the strategic procedures within the German rehabilitation system aiming at promoting early interventions and counselling are proposed.

  • Kontakt

    Bundesanstalt für Straßenwesen
    Brüderstraße 53
    51427 Bergisch Gladbach
    Info-Service
    Telefon: 02204 43-9101
    Fax: 02204 43-2550
    info@bast.de